Hyundai Mobis ist der größte Autozulieferer Koreas, und wie der Name schon sagt, gehört die Firma zu dem koreanischen Autohersteller. Sie befasst sich aber nicht nur mit Einzelteilen, sondern auch mit dem autonomen Fahren und anderer Technik. Auf der Elektronikmesse CES zeigte Hyundai Mobis nun ein Fahrzeug mit irrwitzig verdrehten Rädern.
Basis des Prototyps sind vier so genannte "e-Corner-Module", die in einen Hyundai Ioniq 5 eingebaut wurden. Die Technik wurde bereits 2018 vorgestellt, wie InsideEVs.com berichtet. Doch nun hat die koreanische Firma offenbar deutliche Fortschritte gemacht. Was das Auto alles kann, zeigt das obige Video.
Werden alle vier Räder quer zur Fahrtrichtung gestellt, kann der Wagen seitwärts fahren. Dieser crab drive (Krebsfahrt) erleichtert das Einparken natürlich ungemein, denn so könnte man im rechten Winkel in eine Längsparklücke hineinfahren und wieder heraus.
Werden die Räder gegenläufig nach innen um etwa 45 Grad eingeschlagen, kann der Wagen auf der Stelle wenden – also einen so genannten tank turn (Panzer-Wende) vollführen. Werden die Räder dagegen gleichsinnig um 45 Grad eingeschlagen, so wird diagonales Fahren möglich.
Zudem zeigt Hyundai Mobils einen Pivot Turn, bei dem sich das Auto um ein Vorderrad dreht wie eine Tür in der Angel. Die Vorderräder stehen dabei gerade, während die Hinterräder um 90 Grad eingeschlagen sind.
Wie das zweite Video in diesem Artikel zeigt, besteht jedes e-Corner-Modul aus einem elektrischen Motor, einer Radaufhängung samt electric damper (also wohl einem elektrisch gesteuerten Dämpfer) sowie Bremse und Lenkung. Letztere besitzen dabei by-wire-Technik (brake by wire bzw. steer by wire), das heißt, es gibt keine physische Verbindung zwischen Bremspedal bzw. Lenkrad einerseits und den Rädern andererseits, die Steuerung läuft elektronisch.
Das Video zeigt, dass der Motor nicht genau in der Mitte des Rades auf der Achse positioniert ist, sondern etwas versetzt. Dennoch bezeichnet Hyundai das Prinzip als in-wheel-motor – ein Radnabenmotor im strengen Sinn ist das aber wohl nicht. Das Modul soll sich für elektrifizierte Allradmodelle verschiedenster Art eignen – außer für batterieelektrische Autos (BEVs) auch für Brennstoffzellenautos (FCEVs) und sogar Hybride (HEVs).
Neben der hohen Wendigkeit ermöglicht das Layout durch die radindividuell steuerbaren Elektromotoren ein Torque Vectoring, was die Kurvendynamik verbessern soll. Zudem soll der Stromverbrauch gesenkt werden. Außerdem wird die Konstruktion von Elektrofahrzeugen vereinfacht – insbesondere, wenn es um die Skalierung geht.
Eine Hinterradlenkung ist in der Autoindustrieb bereits gang und gäbe, allerdings sind bei den meisten Modellen nur geringe Einschlagswinkel möglich. So rüstet Mercedes seine EVA2-Modelle (also EQE, EQE SUV, EQS und EQS SUV) mit einer Hinterradlenkung aus, bei der maximal 10 Grad möglich sind. Größere Einschlagswinkel bieten der Mercedes EQG und der GMC Hummer EV. Auch BYD hat gerade zwei Elektroautos vorgestellt, die den tank turn absolvieren können.
Kollege Iulian von InsideEvs.com hat auch zwei Videos aus der Frühzeit des Automobils gefunden, die eine ähnliche Technik zeigen. Das erste Video zeigt einen Oldtimer, bei dem sich die Vorderräder gegensinnig ganz nach innen einschlagen lassen, sodass der Wagen leichter in die Parklücke hinein und wieder heraus kommt – durch einen Pivot Turn um ein Hinterrad.
Ein weiteres Video zeigt eine weitere Erfindung, bei der hinten ein fünftes Rad auf den Boden abgesenkt werden konnte. Dadurch wurden die Hinterräder und der ganze hintere Teil des Autos in die Luft gehoben. So war ein Pivot Turn um ein Vorderrad möglich, was das Parken vereinfachen sollte:
Quelle: InsideEVs.com