Der Ausbau der öffentlichen Ladesäulen in Deutschland kommt gut voran. Insgesamt 80.541 öffentliche Ladepunkte waren zum Stichtag 1. Januar 2023 gemeldet. Das ist ein Zuwachs von 35 Prozent innerhalb eines Jahres.

Auch die installierte Ladeleistung stieg massiv an, meldet der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) unter Berufung auf Zahlen der Bundesnetzagentur. Waren es 2021 noch insgesamt 1,74 Gigawatt, so stieg der Wert bis zum Jahresanfang auf 2,47 GW – ein Zuwachs von über 40 Prozent.

Grund dafür ist die stark gestiegene Zahl der Schnellladepunkte mit Ladeleistungen über 150 kW. Deren Zahl stieg von 3.851 auf 7.037 um mehr als 80 Prozent. Nach den Angaben der EU-Kommission lassen sich mit dem vorhandenen Ladeangebot heute schon rund 2,5 Millionen vollelektrische Pkw versorgen. Dabei sind aktuell nur rund eine Million reine Elektroautos in Deutschland zugelassen. Auch wenn man die etwa 900.000 in Deutschland registrierten Plug-in-Hybride hinzurechnet, reicht die Zahl noch aus.

Die Zahlen zeigten einen enormen technologischen Sprung bei der Ladeleistung, sagte BDEW-Chefin Kerstin Andreae. "Lag die durchschnittliche Ladeleistung vor fünf Jahren noch bei rund 20 kW pro Ladepunkt, so liegt sie heute bei rund 30 kW."

Elektroautos können immer schneller laden, die Ladesäulenbetreiber stellen ihre Technik darauf ab und bieten höhere Ladeleistungen an, so die frühere Grünen-Politikerin. So könnten deutlich mehr Fahrzeuge in gleicher Zeit versorgt werden. Die Zahl der Ladepunkte alleine bilde die Entwicklung daher nicht richtig ab. Die installierte Ladeleistung sei eine bessere Bezugsgröße für die Bewertung des Ladeangebots.

Die Bundesregierung strebt laut Koalitionsvertrag bis 2030 eine Million öffentliche Ladepunkte an. Von den derzeit vorhandenen rund 80.500 Ladeanschlüssen bis dahin ist es also noch ein weiter Weg. Um das Ziel zu erreichen, müssten in den kommenden sieben Jahren jährlich über 131.000 Ladepunkte hinzu kommen.

Doch BDEW-Lobbyistin Andrea findet diese Rechnung falsch: Das Ladeangebot werde häufig zu Unrecht kritisiert. Das Ziel von einer Million Ladepunkten sei technisch überholt, da es die Ladeleistung nicht berücksichtige. Zudem würden die Reichweiten der Elektroautos in den kommenden Jahren weiter steigen.

Der BDEW vertritt rund 1.900 Unternehmen, darunter die vier großen Energieversorger RWE, E.ON, EnBW und Vattenfall. Daneben vertritt der Interessenverband aber auch viele Stadtwerke. Über 80 Prozent der öffentlichen Ladepunkte und der Ladeleistung werden von BDEW-Mitgliedsunternehmen angeboten. Auf der Website des Verbandes findet sich auch ein Ladesäulen-Verzeichnis in Form einer Landkarte.