Der Zulieferer Vitesco hat mit der Produktion des neuen Elektroantriebs EMR4 begonnen, aber nicht am Unternehmenssitz in Regensburg oder anderswo in Europa, sondern in Korea. Das ergibt Sinn, denn die koreanische Hyundai Motor Group hat den 160 kW starken Antrieb bestellt.
Am gestrigen Donnerstag wurde eine neue, 2.800 m2 große Produktionsfläche in der unternehmenseigenen Elektronikfabrik in Icheon (südöstlich von Seoul) in Betrieb genommen. Nun werden erste Teile des elektrischen Achsantriebs EMR4 (Electronics Motor Reducer der vierten Generation) gefertigt.

Die Vitesco-Fabrik in Icheon feiert: Die Produktion des EMR4 ist angelaufen
Die ersten Exemplare dienen dazu, die "Robustheit" der Serienkomponenten zu bestätigen, so Vitesco. Für diese Phase hat das Unternehmen etwa ein halbes Jahr veranschlagt. Kunde Hyundai will die neuen Komponenten in Vorserienfahrzeuge integrieren und ebenfalls validieren. Anschließend soll die volle Serienproduktion beginnen. Nach dem Hochlauf der Produktion im Jahr 2024 sollen jährlich über 200.000 EMR4-Einheiten in Korea gebaut werden.

Den EMR4 gibt es wahlweise mit PSM- und mit EESM-Rotor
Der hochintegrierte Achsantrieb EMR4 wurde bereits 2021 vorgestellt. Er besteht aus der Leistungselektronik (das heißt dem Inverter), dem Elektromotor und dem Untersetzungsgetriebe (Reducer). Die Aktivteile der Einheit und die Leistungselektronik werden in Icheon produziert.
Rund ein Drittel der neuen Fertigungsfläche ist für die Statorwicklung vorgesehen, ein weiteres Drittel für die Herstellung des Rotors sowie des Inverters. Im verbleibenden Drittel erfolgt die Montage. Insgesamt hat Vitesco rund 80 Millionen Euro in die Fabrikerweiterung investiert. Bei der Eröffnungsfeier war der Bürgermeister der Stadt Icheon, Kyung Hee Kim, anwesend.
Die elektrischen Achsantriebe EMR3 und EMR4 kombinieren geringe Baugröße, niedriges Gewicht, hohe Leistungsdichte und herausragende Effizienz, so Vitesco. Hinzu kommt, dass die neue Generation EMR4 skalierbar ist und sich daher für Fahrzeuge unterschiedlicher Klassen eignet. Der EMR4 ist zudem durch den Siliciumcarbid-Inverter sowie weitere Details nochmal effizienter als der MR3.

Könnte den EMR4 bekommen: Das neue Elektro-SUV Kia EV5
Die Hyundai Motor Group hat sich im März 2022 für den EMR4 entschieden. Der Auftrag bedeutet einen Umsatz von rund zwei Milliarden Euro über die gesamte Laufzeit. Die EMR4-Ausführung für Hyundai ist ein 400-Volt-System mit 160 kW fürs B- und C-Segment.
Dabei könnte es sich um den Antrieb des neuen Kia EV5 handeln. Der Wagen erhält in allen Varianten einen 160-kW-Motor vorne, beim Allradler kommt noch eine 70-kW-Maschine hinten hinzu. Das SUV basiert zwar auf der Plattform E-GMP, arbeitet aber anders als die bisherigen "EV"-Modelle mit 400 Volt Spannung.
Möglicherweise wird der EMR4 zudem auch im EV3 und EV4 eingesetzt. Da diese kleinere Zahlen in der Modellbezeichnung tragen und wohl niedriger positioniert sind, vermuten wir, dass auch diese die niedrigere Spannungslage haben.
Quelle: Vitesco