Das kabellose Laden für Elektroauto-Batterien ist eigentlich eine faszinierende Sache, denn das umständliche Einstöpseln könnte man damit vergessen. Doch fehlende herstellerübergreifende Standards sowie der niedrige Wirkungsgrad verhinderten bisher die Einführung. Inzwischen zeichnet sich ab, dass sich das in den nächsten Jahren ändern könnte. Der französische Autozulieferer Valeo jedenfalls zeigt ein neues System auf der Elektronikmesse CES.

Das neue System zum induktiven Laden heißt Ineez Air Charging, und soll die einzige Lösung sein, bei der eine extrem niedrige Frequenz von nur 3 kHz verwendet wird. Außerdem soll das System 50 Prozent weniger als konkurrierende Systeme wiegen. Das betrifft offenbar die Teile, die im Auto verbaut werden müssen, wie die Induktionsspule. Beim induktiven Laden wird die elektrische Energie über ein Magnetfeld ins Auto übertragen. Dazu muss im Fahrzeug eine entsprechende Spule eingebaut werden, in der das Magnetfeld einen elektrischen Strom erzeugt ("induziert").

Beim induktiven Laden wird der Strom per Magnetfeld von einer Ladeplatte am Boden ins Auto übertragen

Beim induktiven Laden wird die elektrische Energie per Magnetfeld von einer Ladeplatte am Boden ins Auto übertragen

Die erforderliche Hardware wurde laut Valeo vereinfacht, was das System besonders erschwinglich macht. Dennoch würde ein hoher Wirkungsgrad von über 90 Prozent bei der Energieübertragung vom Stromnetz bis zur Batterie erreicht.

Das System kann an eine vorhandene Wallbox oder direkt ans Stromnetz angeschlossen werden. Es funktioniert mit einphasigen wie mit dreiphasigen Stromnetzen sowie mit 400-Volt- und 800-Volt-Batterien. Zudem ist die Lösung bidirektional, man kann also auch Strom vom Auto ins Netz zurück speisen (Vehicle-to-Grid, V2G), und zwar mit 7 bis 22 kW.

Zudem soll sich das Valeo-System für das private Laden in der heimischen Garage genauso eignen wie fürs öffentliche Laden auf Parkplätzen oder an der Straße. Ineez Air Charging ist auch auf das autonome Laden vorbereitet. Dabei würde das Auto autonom über der Ladeschleife parken und das Laden automatisch starten. Ob dabei die Ladeplatte angehoben wird, um die Distanz zu verringern, geht aus der Pressemeldung nicht hervor.

Auch wie die Positionierung des Fahrzeugs bei dem Valeo-System funktioniert, wurde noch nicht mitgeteilt. Dazu werden wir hoffentlich in wenigen Tagen mehr erfahren – die CES beginnt am 9. Januar. Möglicherweise orientiert man sich schon an dem Standard, der kürzlich von der Normierungsbehörde SAE International (Wikipedia) festgelegt wurde. Der gemeinnützige und international anerkannte Verband mit Sitz in den USA hat unter anderem auch schon die Normen für die OBD-2-Schnittstelle sowie für die Fahrzeug-Identifizierungsnummer VIN festgelegt.

Mahle-Positionierungssystem fürs induktive Laden von Elektroauto-Batterien

Das Positionierungs-System von Mahle funktioniert über das Magnetfeld

Als Positionierungs-Standard legte SAE das System des deutschen Autozulieferers Mahle fest, wie dieser Ende November meldete. Dieses Positionierverfahren heißt DIPS (Differential-Inductive-Positioning-System) und basiert nicht auf einer separaten Funkverbindung, sondern wie die Stromübertragung auf einem magnetischen Feld. Über dieses wird offenbar die Orts-Information ans Auto übertragen.

Das ist eigentlich naheliegend, denn die Magnetfeld-Stärke nimmt mit dem Abstand ab. Wie das genau funktioniert, teilte Mahle nicht mit. Die Person am Steuer wird jedenfalls über Anzeigen im Fahrzeugdisplay eingewiesen, also über eine Art Assistenzsystem. Der Ladevorgang beginnt dann automatisch. 

Die Positionierung soll in einem Zug und reproduzierbar erfolgen, und das selbst wenn Schnee oder feuchtes Laub auf der Bodenplatte liegen. Auch autonom einparkende Fahrzeuge werden unterstützt. Künftig soll auch das Laden über Induktionsspulen während der Fahrt möglich sein. Auch dafür gibt es schon einen Standard, den Mahle zusammen mit Electreon Wireless formuliert hat.

Unter dem Strich

Wenn man bei Autoherstellern das kabellose Laden anspricht, wird oft auf die entsprechende Ladeschale fürs Handy verwiesen. Beim Smartphone ist das induktive Laden nach Qi-Standard gang und gäbe, bei Elektroautos könnte es in ein paar Jahren ebenfalls kommen. Sicher ist das allerdings nicht. Denn schon 2018 präsentierte BMW mal ein solches System. Geworden ist daraus bislang nichts. Und auch bei Audi wurden entsprechende Entwicklungen "herunterpriorisiert", wie uns eine Managerin der Firma einmal sagte.