Der Polestar 4 ist seit Jahresanfang bestellbar, wir haben schon im Februar einen Konkurrenzvergleich erstellt. Seither haben sich einige Verbräuche und Reichweiten geändert, genauso wie die Preise. So gewährt Polestar derzeit 4.000 Euro Rabatt. Da wir das Modell in Kürze selbst testen – den Test lesen Sie allerdings wegen einer Sperrfrist erst ab 20. September –, haben wir unseren Vergleich aktualisiert.

Der Polestar 4 lässt sich schwer einordnen; wie würden ihn als Crossover zwischen Limousine und SUV bezeichnen. Mit 4,84 Meter tritt der Wagen in der Mittelklasse an. Er ist etwa so lang wie ein Mercedes EQE SUV, aber die Höhe beträgt nur 1,54 Meter, während der Mercedes fast 1,70 m aufragt.

Die Limousine Hyundai Ioniq 6 andererseits ist mit 1,50 m doch etwas niedriger, das Tesla Model 3 misst sogar nur 1,44 m. Insgesamt finden wir, dass diese drei Modelle noch am ehesten mit dem Polestar 4 vergleichbar sind.

Polestar Launch Weeks: Satter Rabatt auf die neuen Modelle (Screenshot von der Website)

Basisversion mit 200 kW im Vergleich

Wir beginnen mit der 200 kW starken Basisversion mit Heckantrieb. Ähnliche Versionen mit rund 200 kW gibt es auch von den drei Rivalen, wobei der Hyundai allerdings etwas schwächer ist. In unserer Tabelle sind deutlich bessere Werte gefettet. Bei den Nettokapazitäten haben wir die Schätzwerte von EV-Database verwendet, außer bei Mercedes, wo es eine Herstellerangabe gibt. Auf diese Werte haben wir auch für die Ladeeigenschaften des Tesla Model 3 zurückgegriffen.

  Polestar 4 Long Range Single Mot.  Mercedes EQE 350+ SUV Tesla Model 3 18 Zoll Hyundai Ioniq 6
77 kWh RWD
Länge 4,84 m 4,86 m 4,69 m 4,86 m
Höhe 1,53 m 1,69 m 1,44 m 1,50 m
Antrieb  RWD 200 kW RWD 215 kW RWD 208 kW RWD 168 kW
0-100 km/h 7,1 Sek. 6,9 Sek. 6,1 Sek. 7,4 Sek.
Stromverbrauch 17,8-18,1 kWh 18,2 kWh 13,2 kWh 14,3 kWh
Akku netto ca. 94 kWh 96 kWh ca. 58 kWh ca. 74 kWh
Reichweite 620 km 614 km 554 km bis 614 km
DC-Ladedauer
(10-80%)
30 min 32 min ca. 25 min 18 min
DC-Ladegeschw. ca. 2,2 kWh/min 2,1 kWh/min ca. 1,6 kWh/min ca. 2,9 kWh/min
Preis 57.900 Euro
(rabattiert, ohne  Überführung)
79.866 Euro
(rabattiert, ohne Überführung)
42.490 Euro (ohne Überführung) 49.900 Euro
(rabattiert ohne Überführung)

Im Vergleich sieht man, dass der Polestar 4 recht ordentliche Daten bietet. Doch der Stromverbrauch ist deutlich höher als bei Tesla und Hyundai; je nach Ausstattung erreicht er fast den Wert des viel höheren und daher aerodynamisch ungünstigeren Mercedes. Dieser hat eine ähnliche Reichweite und vergleichbare Ladeeigenschaften, ist aber rund 22.000 Euro teurer, wobei wir bei Mercedes und Polestar die rabattierten Preise aus den Konfiguratoren zugrunde gelegt haben.

Der Tesla bietet den niedrigsten Stromverbrauch, aber wegen der kleinen Batterie schafft er rund 60 km weniger als die Rivalen. Dafür sprintet er am schnellsten und hat den mit Abstand niedrigsten Preis. Auch der Hyundai ist relativ günstig. Er kombiniert einen relativ geringen Verbrauch mit einer recht großen Batterie und bietet so eine ähnliche Reichweite wie der Polestar und der Mercedes. Der große Vorteil des Hyundai aber ist das extrem schnelle Laden. (Anmerkung zum Hyundai: Laut Konfigurator ist das Modell wegen eines Generationswechsels derzeit nicht individuell konfigurierbar, es gibt aber Bestandsfahrzeuge.) 

Der Preis der Single-Motor-Version lag am 16. August noch bei 61.900 Euro. Doch nun wird auf der Website eine Prämie von 4.000 Euro ausgelobt ("Polestar Launch Weeks"), und diese erscheint auch im Konfigurator. Doch auch damit ist das Auto noch das zweitteuerste Modell im Vergleich (nach dem Mercedes). 

400-kW-Allradler im Vergleich

Sehen wir uns nun den 400-kW-Allradler an. Angesichts der Leistung müssen wir hier den Hyundai austauschen, denn er bietet selbst in der Topversion "nur" 239 kW. Wir nehmen stattdessen den Kia EV6 GT mit 430 kW. Er ist mit 4,68 Meter deutlich kürzer, aber die Höhe von 1,55 m passt zum Polestar 4. Hier ist wieder unsere Datentabelle; wie oben haben wir Werte von EV-Database verwendet, wenn es keine Herstellerangaben gab.

  Polestar 4 Long Range Dual Motor  Mercedes-AMG EQE 43 4Matic SUV Tesla Model 3 Long Range AWD 18 Zoll Kia EV6 GT
Antrieb AWD 400 kW AWD 350 kW AWD 366 kW AWD 430 kW
0-100 km/h 3,8 Sek. 4,3 Sek. 4,4 Sek. 3,5 Sek.
Stromverbrauch 18,7-21,7 kWh 23,2 kWh 14,0 kWh 20,6 kWh
Akku netto ca. 94 kWh 91 kWh ca. 75 kWh ca. 74 kWh
Reichweite 590 km 468 km 678 km 424 km
DC-Ladedauer
(10-80%)
30 min 32 min ca. 27 min 18 min
DC-Ladegeschw. ca. 2,2 kWh/min 2,0 kWh/min ca. 1,9 kWh/min ca. 2,9 kWh/min
Preis 65.900 Euro
(rabattiert, ohne Überführung)
114.927 Euro
(rabattiert, ohne Überführung)
51.490 Euro (ohne Überführung) 72.990 Euro

Auch in diesem Vergleich ist der Tesla das günstigste Modell, der Mercedes das weitaus teuerste – hier fehlt der Sternmarke eben noch der neue EQC SUV. Auch in Sachen Reichweite liegt der Tesla deutlich vorne, genauso wie beim Stromverbrauch. Der Polestar 4 bietet immerhin deutlich mehr Reichweite als der Mercedes oder der Kia. Letzterer punktet mit seinem schnellen Laden (durch das 800-Volt-System) und diesmal auch mit der kürzesten Sprintzeit. Allerdings ist auch dieses Modell laut Konfigurator derzeit nicht individuell konfigurierbar.

Der Preis für den Polestar 4 Long Range Dual Motor lag bis vor zwei Wochen bei 71.400 Euro. Nun weist der Konfigurator plötzlich nur noch einen Listenpreis von 69.900 Euro aus, und mit dem Rabatt werden daraus 65.900 Euro. Hier sank der Preis also noch deutlicher als beim Hecktriebler.

Unterm Strich

Der Polestar 4 ist von den Daten her nicht so toll, dass er alternativlos wäre. Bei der Basisversion wie beim Allradler finden wir die Preise zu hoch, vor allem im Vergleich zum Tesla Model 3. Da helfen auch satte Rabatte von 4.000 Euro nicht. Vermutlich kaufen den Polestar 4 alle, die die Optik und das ungewöhnliche Heck unwiderstehlich finden; wer vor allem auf die Technik und den Preis guckt, wird sich eher für ein anderes Modell entscheiden.