Ssangyong, der dritte koreanische Hersteller hinter Hyundai und Kia, hat im Dezember Insolvenz angemeldet. Doch wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren. Nach dieser Devise kündigt die Marke nun ein neues Modell nach dem anderen an. Nachdem vor wenigen Tagen die Wiederauferstehung des XLV in Form eines Tivoli Grand angekündigt wurde, soll es nun auch noch ein Elektroauto geben. Ach was eines – lieber gleich zwei!

Seit 2011 befindet sich Ssangyong im Besitz des indischen Mahindra-Konzerns. Doch dieser will offenbar kein Geld mehr in die Marke stecken; jedenfalls konnte Ssangyong einen Kredit über 60 Milliarden Won (44 Millionen Euro) nicht zurückzahlen und meldete daher Insolvenz an, wie Business Standard damals meldete.

Ssangyong will nun das Vertrauen in die Marke offenbar durch Neuankündigungen wieder herstellen. SsangYong sucht nun nach einem neuen Investor, der sich zu "kontinuierlichen Investitionen in die Zukunft verpflichten" soll. Und Zukunft bedeutet nun mal Elektromobilität, also muss man ein Modell vorweisen können.

So stellt Ssangyong nun den Korando e-Motion vor, das erste Elektroauto der Marke. Eine erste Studie gab es 2018 in Genf unter dem Namen e-SIV zu sehen. Dann zeigte Ssangyong im Sommer 2020 erste Skizzen der Serienversion. Nun startete am Montag (14. Juni) die Serienproduktion des Autos, das unter dem Projektnamen E100 entwickelt wurde.

Das Modell (siehe unser Titelbild) basiert offenbar auf dem konventionell angetriebenen Korando, einem 4,45 Meter langen Kompakt-SUV, das es bisher mit Benziner und mit Diesel gab. Nun kommt ein Elektroantrieb hinzu. Der Korando e-Motion soll ab August in Europa angeboten werden. Wegen der globalen Chip-Knappheit gibt es noch kein Startdatum für den koreanischen Heimatmarkt, so der Hersteller.

Zu den Daten machte Ssangyong noch keine Aussagen. Laut Auto-Express soll der Wagen von einem 187 bhp (139 kW) starken Elektromotor angetrieben werden – Allradantrieb gibt es offenbar nicht. Die Batterie hat danach 62 kWh, was für rund 420 km nach NEFZ-Norm reichen soll.

Preise wurden noch nicht bekannt gegeben, doch dürfte das Kompakt-SUV gegen günstige Fahrzeuge wie den MG ZS EV (ab etwa 32.000 Euro) oder den Kia e-Niro (ab etwa 35.000 Euro) antreten.

Ssangyongs neues SUV mit dem Codenamen J100
Kantige, selbstbewusste Formen mit einer Prise Range Rover: Erste Skizzen des J100

Außerdem will Ssangyong die Entwicklung eines weiteren Elektro-SUV beschleunigen: Das "mittelgroße SUV unter dem Projektnamen J100" soll im Jahr 2022 starten. Die ersten Skizzen, die der Hersteller nun veröffentlichte, erinnern etwas an den Range Rover Evoque. Das Reserverad hängt danach an einer nach links öffnenden Hecktür. Außerdem hat der sehr kantig wirkende Wagen eine Bicoloroptik.

Bislang bietet SsangYong die Modelle Tivoli, Korando, Rexton und den Pick-up Musso an. Im Jahr 2020 verkaufte die Marke rund 1.700 Autos in Deutschland. Jeder Modellreihe war bei der Entwicklung ein Buchstabe zugeordnet, die Generation wurde als dreistellige Zahl angehängt. So stand X100 für den Tivoli, C300 für den aktuellen Korando und Y400 für den Rexton. E100 ist der Codenamen für den Elektro-Korando und J100 das zweite Elektromodell.

In welchem Segment der J100 genau antreten soll, teilte Ssangyong nicht mir, doch wir vermuten, dass sich das midsize SUV zwischen Korando (4,45 Meter lang) und Rexton (4,85 Meter) schieben soll. Demnach dürfte er etwa 4,65 Meter lang sein und zum Beispiel gegen den Skoda Enyaq oder den Nissan Ariya antreten.

Der Korando e-Motion und der J100 sollen aber nicht die einzigen Elektroautos bleiben. Ssangyong plant, sein "Angebot an grünen Autos um ein mittelgroßes Elektrofahrzeug und einen Elektro-Pick-up zu erweitern." Dabei dürfte es sich bei dem mittelgroßen Elektrofahrzeug um den J100 handeln; darüber hinaus könnte noch ein Elektro-Musso geplant sein. Aber all diese Zukunftspläne stehen wohl unter Vorbehalt: Erstmal muss die marke jemanden finden, der die Entwicklung bezahlt.