Tesla macht mit seinen Superchargern vor, wie man mit einem eigenen Lade-Netzwerk ein zusätzliches Verkaufsargument kreiert. Volkswagen hat das erkannt und will Elon Musk nun auch auf diesem Gebiet Konkurrenz machen. Das geht aus einem Reuters-Interview mit Elke Temme hervor, im VW-Konzern verantwortlich für die Themen Laden und Energie in der Konzernsparte "Volkswagen Komponente".

Temme trat schon im März beim VW Power Day auf. Beim "New Auto"-Event im Juli erklärte Temme dann die Ambitionen von Elli, der Ladenetz-Marke des Konzerns. Nun sagte sie, man wolle die Zahl der Beschäftigten und die Investitionen bei Elli erhöhen. "Wir investieren in riesige Wachstumsfelder, die nicht immer auf Anhieb profitabel sein müssen. Wir sehen diese Investitionen immer im Gesamtkontext unserer Konzernstrategie", so Temme.

Tesla hat 30.000 Supercharger, VW peilt 45.000 Säulen an

Tesla hat kürzlich seinen 30.000sten Supercharger aufgestellt, wie die US-Firma per Tweet mitteilte. Und das Netz soll weiter wachsen: In den nächsten zwei Jahren ist eine Verdreifachung der Lademöglichkeiten geplant. Demnach müsste das Netz dann weltweit 90.000 Ladesäulen umfassen.

 

Der VW-Konzern arbeitet ebenfalls an einem Ladenetz, das bis 2025 auf 45.000 Ladepunkte ausgebaut werden soll, wie Temme schon beim New-Auto-Event erklärte:   

Volkswagen
Temme beim New-Auto-Event: Ausbau des Schnellladenetzes bis 2025

Zu dem Netz gehören die Lader der amerikanischen VW-Tochter Electrify America und die Lader des Joint Ventures Ionity (zu dem auch andere Hersteller gehören). Aber auch externe Partner wie Iberdrola in Spanien, BP in Großbritannien, Enel in Italien und CAMS in China. Ein Ausbau auf 45.000 Ladepunkte bedeutet nach dem Bericht fast eine Vervierfachung; derzeit umfasst das Ladenetz also etwa 11.000 Schnelllade-Säulen.

Ausbau des europäischen Ladenetzes

VW Power Day 2021: Auch die Ladenetze will VW dichter machen. Kooperationen sollen helfen
Die 18.000 Ladepunkte in Europa sollen ein Drittel des Bedarfs abdecken (VW Power Day)

Reichen 54.000 Schnellader in Europa?

In Europa soll das Schnellladenetz 18.000 Säulen umfassen, was einem Drittel des Bedarfs im Jahr 2025 entspreche, hieß es beim VW Power Day im März. Dafür wollte VW damals 400 Millionen Euro investieren. Das sind allerdings nicht einmal zehn Prozent des Betrages von fünf Milliarden, der laut Europäischer Union bis 2040 in die Ladeinfrastruktur fließen muss.

Die EU hatte im Sommer festgelegt, dass künftig an den Schnellstraßen Europas alle 60 Kilometer eine HPC-Säule stehen muss. Diese Vorgaben vom Juli konnte VW im März natürlich noch nicht berücksichtigen. Wie viel der Konzern nun ausgeben will, wollte Temme nicht sagen.

Das Schnellladenetz des VW-Konzerns soll anders als bei Tesla allen Marken offenstehen, so die Managerin. Damit meint sie offensichtlich aber nicht das markenspezifische Ladenetz, das Porsche derzeit aufbaut, und auch bei den Audi Charging Hubs sollen die Autos aus Ingolstadt zumindest Vorrang haben.

Plug&Charge ab 1. Quartal 2022

Eine interessante Neuigkeit zum Thema Bezahlmöglichkeiten verkündete Temme auch noch: Ab dem ersten Quartal 2022 soll die Plug&Charge-Technologie eingeführt werden. Das bezieht sich offensichtlich auf die Schnelllader. Doch auch für die Elektroautos hat VW die Einführung dieser nutzerfreundlichen Authentifizierungsmöglichkeit angekündigt. Man darf also gespannt sein, ob das Aufladen bald einfacher wird.