Die Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi präsentiert einen gemeinsamen Fahrplan für die Elektrifizierung bis zum Jahr 2030. Insider hatten gegenüber Reuters bereits einige Kernpunkte verraten.

Dazu zählen der neue Elektro-Micra, die fünf Plattformen für Elektrofahrzeuge und die angestrebte Batterie-Produktionskapazität von 220 Gigawattstunden. Doch es gibt einige Abweichungen und neue Ankündigungen. Und es wurde eine kurze Videosequenz vom Elektro-Micra gezeigt. Danach bekommt der Kleinwagen ähnlich wie der Renault R5 eine eckige Grundform, aber rundliche Lichter vorne und hinten. Mehr dazu lesen Sie in unserem separaten Artikel zum Elektro-Micra.

Strategie-Pressekonferenz am 27. Januar 2022
Strategie-Pressekonferenz am 27. Januar 2022

Generell will die Dreier-Allianz nach ihrem Strategieplan die Elektro-Investitionen aufstocken. Bisher wurden 10 Milliarden Euro in die Elektrifizierung gesteckt, doch in den kommenden fünf Jahren sollen weitere 23 Milliarden Euro folgen. Damit sollen bis 2030 nicht weniger als 35 neue Elektromodelle entwickelt werden.

Zudem will die Allianz die Zusammenarbeit verstärken. Eine wichtige Rolle dabei spielen gemeinsame Plattformen für die Elektroautos. So wollen die drei Partner Nutzung gemeinsamer Plattformen von heute 60 Prozent auf über 80 Prozent im Jahr 2026 erhöhen.

Strategie-Pressekonferenz am 27. Januar 2022

90 Prozent der bis 2030 entwickelten 35 Modelle (also alle bis auf etwa vier) sollen auf fünf Allianz-Plattformen basieren:

  • CMF-AEV: Basis für den Dacia Spring
  • KEI-EV: Mini-Fahrzeug-Plattform für japanische Kei-Cars mit Elektroantrieb
  • LCV-EV: Plattform für Elektro-Nutzfahrzeuge wie Renault Kangoo und Nissan Townstar
  • CMF-EV: Basis für Nissan Ariya und Renault Megane E-Tech Electric etc.
  • CMF-BEV: Neue Kleinwagenplattform ab 2024 für Renault 5 und Elektro-Micra

Auf der Plattform CMF-EV sollen neben den bisher bekannten Modellen Ariya und Megane noch viele weitere Modelle entstehen. Bis 2030 sollen über 15 Modelle auf dieser flexiblen Plattform basieren. Jährlich sollen bis zu 1,5 Millionen Autos produziert werden, die auf dieser Plattform basieren.

Strategie-Pressekonferenz am 27. Januar 2022
Neben Nissan und Renault soll auch Mitsubishi CMF-EV nutzen

Für weitere 250.000 Fahrzeuge gut sein soll die neue Plattform CMF-BEV, die 2024 startet. Genutzt wird sie für den erwähnten neuen Elektro-Micra, den Renault R5 und auch von Alpine (vermutlich für die Alpine-Version des R5). Der Elektro-Micra wird von Nissan entworfen und von Renault entwickelt und soll in der ElectriCity hergestellt werden, dem Elektro-Hub der Allianz in Nordfrankreich.

Eine weitere Säule bei der allianzinternen Kooperation sind die Batterien. Vorab geleakt war schon die Nachricht, dass die Partner im Jahr 2030 eine weltweite Produktionskapazität von 220 Gigawattstunden erreichen. Das wäre etwa die gleiche Kapazität wie sie der VW-Konzern für Europa plant.

Das sollen aber nicht selbst produzierte Zellen sein, sondern gemeinsam eingekaufte. Dazu will man einen gemeinsamen Batterielieferanten auswählen, der Renault und Nissan in den Kernmärkten beliefert. So sollen die Batteriekosten bis 2026 um 50 Prozent sinken und bis 2028 um 65 Prozent. Das heißt: Die Akkus sollen nur noch etwa halb so viel kosten wie heute.

Die Festkörperbatterie von Nissan soll 2028 kommen und die Batteriekosten auf 65 Dollar pro kWh senken.

Nissan will zudem eine eigene Festkörperbatterie (ASSB) entwickeln, wie Nissan bereits im November bekannt gab. Damals war von einer dazugehörigen Skateboard-Plattform die Rede, die nun nicht mehr erwähnt wird. Jedenfalls soll die Technik allen Allianz-Mitgliedern zur Verfügung stehen. Die für 2028 angekündigte ASSB soll die Energiedichte gegenüber heutigen Batterien verdoppeln, die Ladezeit um zwei Drittel verkürzen und zudem die Batteriekosten auf 65 Dollar pro Kilowattstunde senken. Das würde eine Kostengleichheit mit Verbrenner-Fahrzeugen ermöglichen, so die Allianz.

Selbst entwickeln will man auch das Batteriemanagement. Damit wollen die Partner von wertvollen Daten profitieren, die eine kontinuierliche Verbesserung der Technologie ermöglichen. Zudem lässt sich so der Zustands (State of Health, SOH) der Batterie überwachen. Künftig sollen die Kunden den SOH ihrer Batterie sogar auf ihr Handy bekommen, was den Verkauf des Gebrauchtwagens erleichtert.

Wichtig ist der Allianz auch das Thema Vernetzung und autonomes Fahren. Bereits heute sind 3 Millionen Fahrzeuge mit der Cloud der Allianz verbunden, so die Partner. Ab jetzt sollen Jahr für Jahr fünf Millionen Autos mit dieser Art der Vernetzung ausgeliefert werden. So sollen 2026 insgesamt 25 Millionen Autos über die Cloud vernetzt sein.

Renault entwickelt zudem eine Architektur, die Elektronikhardware und Software zusammenführt. 2025 soll die Allianz ihr erstes "vollständig softwaredefiniertes Fahrzeug" auf den Markt bringen. Darunter verstehen die Hersteller offenbar ein Auto, bei dem deutlich mehr Funktionen über Over-the-Air-Updates verbessert oder erweitert werden können.