Audi entwickelt zusammen mit dem Filterspezialisten Mann+Hummel einen Feinstaubfilter für Elektroautos. Sowohl während der Fahrt als auch während des Ladevorgangs soll er die Luftqualität in Städten verbessern. Die genaue Funktionsweise stellen die Ingolstädter auf dem Greentech Festival (13.-14. Oktober) in London vor.

85 Prozent der Feinstäube im Straßenverkehr entstehen durch Bremsen-, Reifen- oder Straßenabrieb, und zwar bei Elektroautos wie bei Verbrennern, erklärt Audi. Der neue Filter für den Vorderwagen soll diesen Feinstaub aus der Umgebung auffangen. Dabei werden nicht nur die eigenen Partikel-Emissionen sondern auch die anderer Autos herausgefiltert.

Passives Filtern während der Fahrt, aktives im Stand

Bei dem Pilotversuch war der Filter in Audi-e-tron-Versuchsfahrzeugen im Einsatz. Der Filter wird dabei vor dem Kühler eingebaut. Wie im Filter eines Staubsaugers bleiben darin die Feinstaub-Partikel hängen. Während der Fahrt wird die Luft passiv gefiltert – durch die Bewegung des Fahrzeugs. Beim Aufladen, also wenn das Fahrzeug steht, wird dagegen aktiv gefiltert: Der bereits heute in jedem Elektrofahrzeug eingebaute Lüfter fördert Umgebungsluft durch den Kühler. Durch den eingebauten Filter wird die durchströmende Luft gereinigt.

Bei den Tests in den Erprobungsfahrzeugen zeigte sich: Das System kann in einer hoch belasteten Stadt wie Stuttgart so viele Partikel herausfiltern, wie ein Audi e-tron erzeugt. In noch stärker verschmutzter Luft können die Feinstaubemissionen von bis zu drei Autos absorbiert werden.

Keine thermischen Probleme bei Hitze oder beim Schnellladen festgestellt

Bei den Tests wurde auch geprüft, ob die Fahrzeugnutzung negativ beeinflusst wird. Nach über 50.000 Kilometern steht fest: Es gibt keine negative Auswirkungen auf den Betrieb, auch nicht an heißen Sommertagen oder beim Schnellladen, so Audi.

Um das System noch effizienter zu machen, strebt Audi eine Vernetzung mit den Sensoren von Wetterstationen an. Außerdem soll eine Anzeigelogik im Fahrzeug entwickelt werden. So können sich Insassen darüber informieren, wann das System aktiv ist und wie viel bereits gefiltert wurde.

Wenig Aufwand, geringe Kosten

Bei anderen Systemen gegen Feinstaub müssen etliche Zusatzteile eingebaut werden. Bei dem System von Audi und Mann+Hummel sind dagegen wenige Veränderungen am Fahrzeug nötig, was die Kosten niedrig hält.

Auch die Wartung ist laut Audi einfach: Ein Wechsel des Filters bei der turnusmäßigen Wartung reicht aus. Der Filter selbst besteht zu 15 Prozent aus Rezyklat, das gesamte System zu 60 Prozent. Das Pilotprojekt wurde bereits 2020 gestartet und läuft über einen Zeitraum von vier Jahren, also noch bis 2024. Ob das bedeutet, dass das System in zwei Jahren eingeführt werden könnte, lässt die Marke offen. Das dürfte auch von den behördlichen Vorgaben abhängen. Mit dem Versuch antizipiere man künftige Anforderungen des Gesetzgebers, schreibt Audi.