Volkswagen hat sechs Batteriewerke in Europa geplant, von denen jedes eine Kapazität von 40 Gigawattstunden haben soll. Doch nun soll erstmal Nordamerika Priorität bei der Errichtung neuer Zellen-Fabriken haben. Schuld daran ist offenbar die stärkere Förderung.
Bevor der Wolfsburger Konzern seine Pläne für Zellenwerke in Europa weiterverfolgt, will VW-Chef Oliver Blume zunächst abwarten, wie Europa auf den amerikanischen Inflation Reduction Act (IRA) reagieren wird. Das von US-Präsident Joe Biden auf den Weg gebrachte Gesetz bevorzugt Unternehmen, die in den USA produzieren oder in einem Land, mit dem ein Freihandelsabkommen besteht. Die EU hat offenbar keine gleichwertige Förderung.
Beim VW Power Day im März 2021 hatte Blumes Vorgänger Herbert Diess sechs Batteriezellwerke in Europa angekündigt. Sie sollten bis 2030 entstehen. Der erste Standorte ist das Werk Skellefteå (Schweden) von Partner Northvolt, das die Produktion schon in diesem Jahr aufnehmen soll.
Das geplante Batteriezellenfabrik in Salzgitter (Rendering)
In Salzgitter hat der Konzern 2022 den Grundstein für eine Fabrik gelegt. Hier sollen ab 2025 die neuen Einheitszellen für das Volumensegment entstehen. Im Juli 2021 hatte VW gemeldet, man wolle dabei mit dem chinesischen Hersteller Gotion zusammenarbeiten (VW-Pressemitteilung). Die dritte Zellfabrik soll in Sagunto bei Valencia (Spanien) aufgebaut werden.
Außerdem war ein Werk in Osteuropa geplant, dessen Standort bis Juni 2023 festgelegt werden sollte, wie VW im Oktober verkündete. Doch die Pläne für dieses Werk wurden nun zurückgestellt, berichten die Financial Times und Reuters. Der Bau eines Werks in Nordamerika soll erst einmal Priorität bekommen. Dort soll Volkswagen umgerechnet neun bis zehn Milliarden Euro an Subventionen erhalten.
Ende 2022 hatte VW-Chef Blume bereits gesagt, Kanada wäre "eine logische Option" für den Bau einer Batteriefabrik in Nordamerika. Man suche gemeinsam mit der kanadischen Regierung nach geeigneten Standorten. Im Februar hatte dann es Gerüchte über die Provinz Ontario als Standort gegeben. Der Inflation Reduction Act begünstig Elektroautos auch dann, wenn die Batterie aus einem Land kommt, mit dem die USA ein Freihandelsabkommen haben – was bei Kanada der Fall wäre.
VW halte an dem Plan fest, Zellfabriken für rund 240 GWh in Europa zu bauen, aber dafür brauche man die richtigen Rahmenbedingungen, schrieb der Konzern in einer Mitteilung vom Mittwoch. Deshalb warte man ab, was die Europäische Union plant. Die EU will diese Woche einen "Green Deal" auf den Weg bringen.
Volkswagen-Technikvorstand Thomas Schmall hatte letzte Woche auf LinkedIn gepostet, dass Europa Gefahr laufe, "den Wettlauf um Milliardeninvestitionen, der in den kommenden Monaten und Jahren entschieden wird" zu verlieren. Schmall sagte, er habe an einer Diskussion mit EU-Beamten über die European Battery Alliance teilgenommen. Dabei sei es darum gegangen, welche Bedingungen benötigt werden, um die Batterieproduktion in Europa voranzubringen. Dazu gehörten neben Subventionen eine Rohstoffstrategie und bezahlbare erneuerbare Energien, so Schmall.