Wie viel Nostalgie leistet sich die Marke VW? Man möchte wieder zur "Lovebrand" werden, belässt es in Sachen Retro aber erst einmal beim ID. Buzz, der an den T1 erinnert. Das Thema eines ID. Beetle ist dagegen wohl endgültig ad acta gelegt, wie es aus Konzernkreisen heißt. Der frühere Konzernchef Herbert Diess hatte noch einen Elektro-Käfer nicht ausgeschlossen.
Grund 1: VW musste bereits beim New Beetle und Beetle mit Verbrenner feststellen, dass die Verkäufe nach einem anfänglichen Hype stark zurückgingen. Offenbar waren sie den meisten Kunden zu wenig "käferig" und zu sehr ein Golf in teurerer Verpackung. Ganz im Gegensatz zum 2007 präsentierten Fiat 500, den es seit 2020 auch rein elektrisch gibt.
Zwar hat dieser mit dem 500 von 1957 auch nur noch die Grundzüge der Optik gemeinsam, doch hier stimmte das Preis-Leistungsverhältnis. Auf die Retro-Schiene setzt demnächst auch die Serienversion des elektrischen Renault 5, ebenso der kleine Microlino. VW begnügt sich mit Anleihen wie beim erwähnten ID. Buzz oder der Studie ID.2all mit digitalen Instrumenten im Stil von Käfer oder Golf und einer Heckpartie mit Einflüssen vom Golf I.

So stellten wir uns einst einen Volkswagen ID. Beetle vor
Immerhin überrascht VW mit einem Käfer-Konzept für den neuen Kinofilm "Miraculous: Ladybug & Cat Noir, The Movie". Dort fahren die Protagonisten Elektro-Modelle von Volkswagen, so auch der Charakter "Ladybug". Passend zu ihrem Namen (Marienkäfer auf englisch) bekommt sie eine käferige Studie mit angedeuteten Punkten. Das Resultat sieht spannend aus, ist aber letztlich nur ein Designertraum ohne Realitätsbezug.
Grund 2: VW will effizienter und schlanker werden. Da passen nischige Baureihen nicht in den Plan. Offiziell heißt es dazu: Im Kern zielt "ACCELERATE FORWARD | Road to 6.5" darauf ab, allein im Jahr 2026 eine Ergebnisverbesserung von rund zehn Milliarden Euro zu erzielen und damit nachhaltig eine Umsatzrendite von 6,5 Prozent zu erreichen.
Die Umsetzung des Programms erfolgt auf zwei Ebenen. Die erste Ebene bilden die großen Handlungsfelder innerhalb der Marke: Verwaltung, Technische Entwicklung, Materialkosten, Produkte, Preis/Mix, Fahrzeugbau, Vertrieb und Qualität. Jedes Handlungsfeld verfolgt spezifische Ziele und Maßnahmen und trägt damit sowohl auf der Kosten- als auch auf der Ertragsseite zur Erreichung der Programmziele bei.
Darüber hinaus verfolgt ACCELERATE FORWARD auf einer zweiten Maßnahmenebene einen neuen, kooperativen Ansatz: Leuchtturmprojekte, die mehrere Handlungsfelder integrieren, sorgen für mehr Effizienz und Ertrag. Im Fokus stehen beispielsweise Komplexitäts- und Variantenreduzierung, Vertriebsmodell, Entbürokratisierung sowie Produkt- und Renditeoptimierung, zum Beispiel bei den beiden großen Fahrzeugarchitekturen Modularer Querbaukasten (MQB) und Modularer Elektroantriebsbaukasten (MEB).
Erste konkrete Beispiele nannte VW-Markenchef Thomas Schäfer auf der Betriebsversammlung: Volkswagen will sich stärker auf Volumenmodelle konzentrieren. Modelle mit geringen Stückzahlen wie der VW Arteon sollen keine Nachfolger mehr bekommen.
Schäfer: "Wir fokussieren uns auf wenige, dafür aber auf Volkswagen Kernmodelle. Das reduziert Komplexität und bringt mehr Ergebnis". Ein weiterer Hebel ist die Reduzierung der Varianten: Beim ID.7 sind das zum Beispiel 99 Prozent weniger Konfigurationsmöglichkeiten als beim Golf 7. Außerdem will das Unternehmen die Auslastung der Werke weltweit optimieren, um die Wirtschaftlichkeit zu steigern und flexibler auf Nachfrage- und Marktschwankungen reagieren zu können.