Letzte Woche gab Fisker Schwierigkeiten bei der Kapitalversorgung kund. Man verhandle jedoch "mit einem großen Automobilhersteller" über eine mögliche Investition. Nun gibt es Hinweise, dass Nissan dieser mögliche Kapitalgeber sein könnte.
Im Gegenzug zu der Finanzspritze für Fisker könnte Nissan ein Zugriffsrecht auf den geplanten Elektro-Pick-up Fisker Alaska erhalten, berichtet Reuters unter Berufung auf zwei Insider-Quellen. Nissan würde rund 400 Millionen Dollar in die Truck-Plattform von Fisker investieren, auf welcher der Alaska basiert. Letzterer würde dann ab 2026 auch in einem seiner US-Werke (in Mississippi oder Tennessee) gebaut werden. Auf der gleichen Plattform würde dann auch ein Nissan-Modell produziert werden. Der Alaska wurde im Sommer 2023 vorgestellt. Als Fisker Kayak soll das Auto auch nach Europa kommen.
Bildergalerie: Fisker Alaska (neue Bilder vom 17.8.223)
In der neuesten Quartalsmeldung äußert Fisker selbst "substanzielle Zweifel" an seiner Fähigkeit, das Unternehmen fortzuführen. Man ist offenbar nicht sicher, dass das vorhandene Kapital für die nächsten 12 Monate ausreicht. Deshalb verhandelt man nun mit einem Kapitalgeber über eine Finanzspritze und will 15 Prozent des Personals abbauen.
Das Geschäft sei "in hohem Maße von der erfolgreichen Umstellung auf das neue Händlerpartner-Modell im Jahr 2024 abhängig", schreibt Fisker. Die Umstellung vom Direktvertrieb auf den Vertrieb durch Händler hat Fisker erst im Januar bekannt gegeben. Über 250 Betriebe hätten seither schon Interesse bekundet, Fisker-Modelle anzubieten, 13 Händler hätten schon Verträge unterzeichnet.
Um Liquiditätsproblemen vorzubeugen, spreche man derzeit mit einem Kapitalgeber darüber, ob er seine Investition in das Unternehmen erhöhen könnte. Außerdem werde man die Belegschaft um etwa 15 Prozent zu reduzieren. Darüber hinaus rationalisiere man die Betriebsabläufe, einschließlich einer "Reduzierung der physischen Präsenz" und der Gesamtkosten.
Man stünde "in Verhandlungen mit einem großen Automobilhersteller über eine mögliche Transaktion, die eine Investition in Fisker, die gemeinsame Entwicklung einer oder mehrerer Elektrofahrzeugplattformen und die Produktion in Nordamerika umfassen könnte."
Wenn das Kapital aber nicht für die nächsten 12 Monate ausreiche, werde man neue Quellen für Eigen- oder Fremdkapital suchen müssen, und es könne "nicht garantiert werden, dass Fisker bei diesen Bemühungen erfolgreich sein wird". Wenn das Kapital nicht reicht, "könnte das Unternehmen gezwungen sein, seine geplanten Investitionen in die Produktentwicklung zu verringern."
Das nächste Projekt von Fisker ist der Pear, ein kleines Elektro-SUV, das 2025 starten soll
Auch ein weiterer Personalabbau sowie eine verringerte Produktion des Fisker Ocean kämen infrage. Das jedoch würde sich negativ auf die Aussichten des Unternehmens auswirken, so Fisker. So gehe man davon aus, dass bei der Einreichung des Jahresabschlusses für 2023 "bei der SEC erhebliche Zweifel an der Fortführung des Unternehmens bestehen werden." Die SEC ist die US-Börsenbehörde.
"2023 war ein herausforderndes Jahr für Fisker, einschließlich der Verzögerungen bei den Zulieferern und anderen Problemen, die uns daran hinderten, den Ocean so schnell auszuliefern, wie wir erwartet hatten", sagte Firmenchef Henrik Fisker. Dazu seien die gestiegenen Zinssätze und andere Probleme gekommen.
Vom Fisker Ocean wurden letztes Jahr doppelt so viele Autos gebaut wie ausgeliefert wurden
Der Nettoverlust von Fisker für das 4. Quartal betrug 464 Millionen Dollar. Für das gesamte Jahr 2023 meldete Fisker einen Verlust von 2,22 US-Dollar pro Aktie. Wie berichtet, hat Fisker zwar über 10.000 Ocean produziert, aber nicht einmal die Hälfte davon ausgeliefert. Die Zahlen wurden nun nochmal aktualisiert: 10.193 Autos wurden gefertigt, ausgeliefert nur 4.929. Für 2024 erwartet Fisker nun etwa 20.000 bis 22.000 Auslieferungen. Dabei sollen die Verkaufszahlen im Laufe des Jahres mit der wachsenden Händlerpräsenz steigen.
Nach der Bekanntmachung der Quartalsergebnisse und der Warnung vor einem möglichen Kapitalmangel am gestrigen Donnerstag fiel die Fisker-Aktie an der Frankfurter Börse schlagartig von 0,7 auf 0,4 US-Cent.
Unter dem Strich
Henrik Fisker hat es geschafft, den Ocean auf den Markt zu bringen. Durch die externe Produktion bei Magna hat er die "Produktionshölle" vermieden, vor der Elon Musk gewarnt hat. Doch der Direktvertrieb lief offenbar nicht so gut wie erwartet, und ein Händlernetz muss erst einmal aufgebaut werden. Wegen der fehlenden Verkäufe leidet die Firma nun unter Kapitalmangel, an der die gestiegenen Zinsen nicht schuldlos sein dürften. Ein möglicher Deal mit Nissan würde gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Quelle: Reuters (NIssan), Fisker (PDF)