Fisker scheint von der Insolvenz nicht mehr weit entfernt zu sein. Nachdem Fisker letzte Woche die Produktion des Ocean für sechs Wochen stoppte, kommt nun noch hinzu, dass die Firma den Schuldendienst partiell aussetzen muss und dass die Verhandlungen mit dem großen Autohersteller geplatzt sind, wie Reuters berichtet.

Nach dem Artikel teilte Fisker am Montag selbst mit, dass die Gespräche mit dem namentlich nicht genannten Autohersteller gescheitert seien. Die Firma prüfe nun verschiedene Optionen, darunter gerichtliche und außergerichtliche Umstrukturierungen und Kapitalmarkttransaktionen.

Fisker Ocean

Der Fisker Ocean ist das bisher einzige Modell der Marke

In der letzten Quartalsmeldung hatte Fisker selbst gemeldet, dass man "substanzielle Zweifel" habe, ob man das Unternehmen fortführen könne. Man sei nicht sicher, dass das vorhandene Kapital für die nächsten 12 Monate ausreichen würde. Deshalb verhandele man nun mit einem großen Autohersteller, so Fisker damals. Doch diese Gespräche sind nun ebenfalls gescheitert.

Vor der Ankündigung hatte die New Yorker Börse den Handel mit Fisker-Aktien ausgesetzt. Bis dahin war der Kurs bis auf 9 US-Cent gefallen. Wegen des niedrigen Aktienkurses soll der Börsenhandel demnächst komplett eingestellt werden. 

Im Falle eines solchen Delistings muss das Unternehmen den Rückkauf von unbesicherten Wandelanleihen anbieten. Doch man verfüge nicht über ausreichend Geld, um alle Verpflichtungen als Schuldner zu erfüllen, hieß es von Fisker. Deswegen "könnten solche Ereignisse erhebliche negative Auswirkungen auf unser Geschäft, unsere Betriebsergebnisse und unsere Finanzlage haben," so das Unternehmen.

Um das Delisting zu vermeiden, bereitet Fisker offenbar einen umgekehrten Aktiensplit vor: Mehrere Aktien werden zu einer zusammengefasst, womit der Wert eines Anteils steigt. Der Beschluss dazu soll auf einer Aktionärsversammlung am 24. April erfolgen.

Bis letzten Oktober wurden die Aktien von Fisker noch für etwa 5 Dollar das Stück gehandelt. Kurz nach dem Jahreswechsel waren sie dann nur noch einen Dollar wert, und auch danach ging es weiter abwärts.

Während die Produktion des Ocean bei dem erfahrenen Auftragsfertiger Magna problemlos läuft, gibt es offenbar Probleme bei der Auslieferung. So wurden letztes Jahr zwar über 10.000 Autos gebaut, aber nicht einmal die Hälfte davon ausgeliefert. Anfang des Jahres wechselte Fisker deshalb von einem reinen Internet-Vertrieb auf ein Händler-Modell.

Schon letztes Jahr wurde die Produktion des Ocean bei Magna einmal ausgesetzt, um das dafür nötige Geld zu sparen. Am Montag vor einer Woche hatte Fisker dann erneut einen Produktionsstopp für sechs Wochen gemeldet. Auch im Januar ruhte die Produktion, während vom 1. Februar bis März rund 1.000 Stück von dem Elektro-SUV gebaut wurden.

Fisker Karma

Der Fisker Karma war das einzige Modell von Fisker Automotive. Der fünf Meter lange Gran Turismo mit Plug-in-Hybridantrieb wurde nur von 2011 bis 2012 gebaut.

Reuters zitiert nun einen Analysten, der meinte, er könne nicht sagen, ob es nächste Woche oder nächstes Jahr passieren werde, aber eine Gläubigerschutz-Verfahren sei unvermeidlich. Eine Insolvenz wäre schon die zweite Firmenpleite im Leben von Henrik Fisker. Die erste Firma des einstigen Autodesigners, Fisker Automotive, fiel der Finanzkrise von 2008 zum Opfer und ging 2013 pleite. Drei Jahre später gründete der aus Dänemark stammende Unternehmer seine zweite Firma, Fisker Inc. Sie ging 2020 durch die Fusion mit einer eigens zu diesem Zweck gegründeten Firma (Special Purpose Acquisition Company, SPAC) an die Börse.

Unter dem Strich

Fisker ist zum "Penny Stock" geworden, deswegen droht nun ein Delisting. Die Firma kann sich die Produktion und den Schuldendienst nicht mehr leisten, zuvor wurde schon ein Teil des Personals entlassen. Viel fehlt offenbar nicht bis zur Insolvenz. Das wäre schade, denn die vorgestellten Modelle hatten alle etwas Besonderes. Doch wer weiß, vielleicht kommt ja von irgendwo noch ein Retter in der Not.