Tempus fugit. Schon die alten Lateiner wussten: die Zeit flieht. War es gefühlt nicht erst gestern, als Renault den Zoe auf den Markt brachte? Nun ja. Im Frühjahr 2013 wurden die ersten Exemplare des Elektro-Kleinwagens ausgeliefert. Mit rund 200 km Reichweite, damals ein echter Knüller.
Was ist das?
Zehn Jahre später ist der Renault Zoe immer noch auf dem Markt. 2019 erfolgte eine sehr große Modellpflege, die Batterie muss man schon längst nicht mehr dazumieten. Aber noch immer bleibt die Frage: Ist Zoe männlich oder weiblich? Das sei jedem selbst überlassen, wir bleiben in diesem Bericht bei "der" und "dem". Viel wichtiger ist nämlich, ob der Strom-Franzose noch immer eine Empfehlung ist.
Bildergalerie: Renault Zoe (2023) im Test
Oder ist die Zeit über ihn hinweggegangen? Schließlich steht inoffiziell fest, dass Ende März 2024 Schluss mit Zoe ist. Der Nachfolger Renault 5 scharrt schon mit den Hufen und zeigt sich unverhohlen als seriennaher Prototyp. Sehen wir uns den Zoe an: Formal kann sich der Wagen noch immer sehen lassen. Etwas knubbelig vielleicht, aber eine durchaus zeitlose Optik. Auffallend ist der blecherne Klang der Türen. Nach wie vor unpraktisch sind die Klapptürgriffe hinten, eine ähnliche Lösung kennt man vom Clio.
Nur hat man dort eine Griffmulde, beim Zoe nicht. Also erst drücken, dann greifen. Ins Heck passen ordentliche 338 bis 1.225 Liter Gepäck, leider ist die Ladekante unverkleidet. Hier lohnt sich der Griff zum Zubehör, bestellen Sie am besten gleich eine Mittelarmlehne für vorne mit. Auch im Fond ist das Platzangebot überzeugend und besser als im Clio. Fahrer und Beifahrer sitzen aber im Zoe etwas zu hoch, außerdem mangelt es an Verstellmöglichkeiten für die Sitze.
Das Cockpit ist schlicht gehalten, aber selbsterklärend. Stoff wertet das Ambiente auf. Typisch Zoe: Eine P-Stellung sucht man auf dem Automatik-Wählhebel vergeblich. Also immer auf N stellen, Handbremse anziehen und Fahrzeug ausschalten.
Wie fährt er sich?
Bei unserem Testwagen handelte es sich um die Version E-Tech Electric R135. Wie die Ziffern schon andeuten, gibt es hier 100 kW gleich 135 PS Höchstleistung. Die Dauerleistung beträgt 51 kW (69 PS). Maximales Drehmoment? 245 Nm. In 9,5 Sekunden beschleunigt der Zoe auf Tempo 100. Nicht brutal rasant, aber auch nicht unflott. Allzu leise stromert man nicht herum, allerdings gut gefedert. Minuspunkte gibt es für die gefühllose Lenkung und die selbst in B kaum vorhandene Rekuperation.
Preiswert war einmal
Verbrauch? Um 17 kWh. Okay. Zum echten Manko wird aber das CCS-Laden. Zum einen kostet diese Option fast schon unverschämte 1.100 Euro. Zu anderen lädt der Zoe nur kurz mit 50 kW Spitzenleistung, dann schmiert die Ladekurve ab. Man merkt, dass dieses Auto zu Vor-CCS-Zeiten geboren wurde. Ganz ehrlich: Der serienmäßige AC-Ladeanschluss für maximal 22 kW reicht auch, um die 52-kWh-Batterie zu füllen. 386 Kilometer maximale Reichweite gibt übrigens das Werk an, wir kamen auf immer noch ordentliche 330 km.
Schwerste Belastung für den Renault Zoe ist der Preis: 37.840 Euro vor Prämien, aber ohne CCS-Buchse sind es mindestens für den R135 in Deutschland. Mit einigen sinnvollen Extras und CCS kostet das kleine Auto gut 41.000 Euro. Dafür kriegt man auch schon ein weit besseres Tesla Model 3 oder sogar für weniger Moneten den neuen Volvo EX30.
Fazit:
Mit weit über 300.000 gebauten Exemplaren hat der Renault Zoe sich zweifelsohne um die Elektromobilität verdient gemacht. Aber jetzt ist Zeit, um in Rente zu fahren: Inzwischen stimmt das Preis-Leistungsverhältnis nicht mehr, gerade mit Blick auf die Punkte CCS und Ladeleistung. Der künftige Renault 5 wird hier sicherlich vieles besser machen. Und als Dacia könnte der Zoe sogar weiterleben. Finden wir zumindestens. Dann aber bitte deutlich günstiger.
Renault Zoe E-Tech Electric R135