Schon im April 2022 stellte Lexus den RZ 450e vor – das zweite Elektroauto der Marke nach dem UX 300e. Wir haben uns bei einer Lexus-Testveranstaltung über das Fahrzeug informiert; über die Fahreindrücke dürfen wir erst ab 13. März schreiben, doch unsere übrigen Erkenntnisse können wir bereits weitergeben. Vor allem sind nun alle Daten und der Preis bekannt.

Doch zunächst zur Einordnung: Das Elektro-SUV basiert wie der Toyota bZ4X und der Subaru Solterra auf der Elektroplattform e-TNGA. Der Radstand (2,85 Meter) ist identisch, die Länge (4,80 Meter) etwas größer. Aber vor allem ist der Antrieb deutlich stärker. Frontantrieb wie beim Toyota bZ4X gibt es hier nicht, jeder RZ hat Allradantrieb.

Serienmäßig Allradantrieb mit 230 kW 

Und das AWD-System bietet mit 230 kW deutlich mehr Power als beim Allrad-bZ4X, der nur 160 kW hat. Während das System bei Toyota symmetrisch ausgelegt ist (mit zweimal 80 kW), ist der Antrieb beim RZ 450e frontlastig: Der vordere Motor leistet 150 kW, der hintere 80 kW. Auf die Frage, warum der stärkere Motor nicht hinten eingebaut wurde, nannte Lexus-Fahrdynamik-Experte Yushi Higashiyama die Gewichtsverteilung als Grund. So ergäben sich bessere Fahreigenschaften beim Herausbeschleunigen am Kurvenausgang. Bei beiden Motoren handelt es sich um Permanentmagnet-Synchronmotoren (PSMs).

Bildergalerie: Lexus RZ 450e (Neuvorstellung)

Rekuperation: Vier Stufen, aber kein One-Pedal-Driving

Neuere Informationen gibt es nun zur Rekuperation. Dass der Wagen No-Blending-Bremsen hat, wie Kollege Tom nach seinem Test des Lexus RZ 450e berichtete, war offenbar ein Missverständnis. Der RZ hat ein ganz normales System zur Bremsenergierückgewinnung: sowohl beim Gaswegnehmen als auch beim Bremsen wird zunächst elektromechanisch über die E-Maschinen gebremst; wenn das nicht ausreicht, kommen die Scheibenbremsen hinzu.

Die Rekuperation lässt sich über Lenkradwippen einstellen; dabei sind vier Stufen möglich. One-Pedal-Driving gibt es aber ebenso wenig wie beim bZ4X – der Wagen kommt allein durch Gas-weg-Nehmen also nicht zum Stillstand. 

Lexus RZ 450 e (2023)

Auch das ominöse "Direct4"-System ist im Grunde nichts besonderes. Es handelt sich nicht um eine Kraftverteilung, wie Lexus ursprünglich nahelegte, sondern um eine normale Allradsteuerung: Das System entscheidet automatisch, wie stark die Vorderräder und wie stark die Hinterräder angetrieben werden. Normalerweise hat der Frontmotor das Übergewicht – sogar beim Anfahren. Je nach Traktionsverhältnissen und Fahrdynamik wird die Heckachse stärker angetrieben. 

Batterie mit 71 kWh brutto und 64 kWh netto

Als Batterie wird ein Akku mit einer Speicherkapazität von 71 kWh brutto und 64 kWh netto verwendet. Wie schon Kollege Tom bei seinem Test des Lexus RZ 450e herausfand, werden dabei Zellen von Prime Planet Energy Solutions verwendet, einem Joint Venture zwischen Toyota und Panasonic. 

Es handelt sich um den gleichen Akku und die gleichen Zellen wie im bZ4X mit Frontantrieb. Der allradgetriebene bZ4X hat ebenfalls 71 kWh brutto, er verwendet aber Zellen von CATL. Im Lexus werden 96 prismatische Zellen eingesetzt. Zur Chemie konnte oder wollte uns Higashiyama nur sagen, dass Cobalt enthalten ist.

Bis zu 400 km Reichweite nach WLTP

Jetzt gibt es auch genauere Angaben zur Reichweite nach WLTP. Mit den serienmäßigen 18-Zöllern schafft das Auto danach 435-440 km, mit den 20-Zöllern 395-407 km. Damit ist die Maximalreichweite im gleichen Bereich wie beim Allrad-bZ4X, der mit bis zu 436 km angegeben ist.

Auch zu den Ladeeigenschaften gibt es nun genaue Angaben. Es sind die gleichen wie beim bZ4X: Der serienmäßige Bordlader erlaubt die Nutzung von bis zu 11 kW dreiphasigem Wechselstrom. Alternativ wird mit bis zu 150 kW Gleichstrom (DC) aufgeladen. Mit DC soll das Laden von 0 auf 80 Prozent nur 30 Minuten dauern.

Wie schon von Tom erläutert, würde das auf eine sehr gute Ladekurve hindeuten, denn danach müssten in einer halben Stunde etwa 54 kWh aufgeladen werden; das entspräche einer durchschnittlichen Ladeleistung von 108 kW in diesem Bereich. Normalerweise fällt die Ladekurve bis zum Erreichen von 80% SOC aber deutlicher ab – Ausnahmen wie der Audi e-tron bestätigen die Regel.      

Lexus RZ 450e (2022)

Fünf Exterieur-Farben sind erhältlich. Wie bei Toyota und Subaru gibt es auch eine Bicolor-Optik, die hier aber mit schwarz glänzenden Teilen ausgeführt ist. Dazu gehört auch der markentypische "Grill" in Spindelform. Er sieht beim Elektromodell deutlich anders aus als bei den Modellen mit Verbrenner.

Lexus RZ 450e (2022)

Was das Cockpit angeht, so verspricht Lexus sorgfältig ausgesuchte Materialien. Zudem wird ein Head-up-Display und drei ungewöhnliche Elemente angeboten. Das erste ist ein auf Knopfdruck dimmbares Panorama-Glasdach, das zweite ein Heizstrahler für die Knie der Frontpassagiere, der deutlich effizienter arbeiten soll als die normale Raumheizung.

Steuerhorn und Steer-by-wire ab 2025

Das dritte ist das Steuerhorn: Es ist zwar nicht ab Start verfügbar, sondern erst ab 2025, aber Lexus verspricht sich davon deutliche Komfort-, Dynamik- und Sicherheitsvorteile. Zudem sei das System ein wichtiger Schritt in Richtung autonomes Fahren, so Higashiyama. Bei dem Steuerhorn ist ein Umgreifen in der Kurve nicht mehr nötig, da der maximale Einschlag auf 150 Grad begrenzt ist; zudem ist die Lenkübersetzung progressiv, es sind also bei zunehmend schärferen Kurven immer kleinere Lenkbewegungen nötig. 

Lexus RZ 450e (2022)
Lexus RZ 450e (2022)

Während das nun eingeführte Lenksystem eine normale Lenksäule hat, also eine mechanische Verbindung zwischen Lenkrad und Vorderachse, entfällt diese beim Steuerhorn. Dann wird per Steer-by-Wire-System gelenkt: Stellmotoren am Steuerhorn und an der gelenkten Achse bewegen dann die mechanischen Teile, dazwischen gibt es nur noch eine Leitung zur Übertragung der elektronischen Steuerimpulse.

Bisher gibt es noch kein Auto, das das kann. Im Tesla Model S wird zwar ein Steuerhorn angeboten, aber mit konventionellem Lenksystem. Systeme von BMW und Infiniti hätten immer noch eine Lenksäule als Notlösung, falls die Elektronik ausfällt, so Higashiyama. Auch das System im RZ ist redundant: Hier ist aber die Elektronik doppelt vorhanden, es gibt also jeweils zwei Motoren für die Bewegung des Lenkrads und der Achse. Wenn ein System ausfällt, kann man deshalb weiterlenken.

Marktstart im Mai 2023, Preise ab 68.000 Euro

In einer Lexus-Meldung vom letzten April hieß es noch, die Auslieferung starte im Januar 2023. Dieser Termin wurde offenbar um ein paar Monate verschoben. Der Verkaufsstart in Deutschland soll nun am 15. März stattfinden, ab 17. April sollen die Fahrzeuge dann beim Händler stehen – wovon es deutschlandweit allerdings nur 22 gibt. Die Auslieferung beginnt dann Mitte Mai 2023.

Auch die Grundpreise stehen nun fest. Die Basisversion kostet 68.000 Euro; sie soll aber nur zwei Prozent der Verkäufe ausmachen. Die meisten Verkäufe erwartet Lexus für die Topversion mit Luxury-Paket (78.100 Euro), dann folgt die Version mit Executive-Paket (72.600 Euro) und die mit Launch-Paket (nur zum Marktstart, 74.700 Euro). Das der Nettolistenpreis zwischen 40.000 und 65.000 Euro liegt, erhalten alle Versionen erhält man 3.000 Euro Förderung vom Bund und 1.785 Euro vom Hersteller. 

Konkurrenten von Genesis, BMW, Mercedes – und Tesla 

Zu den Rivalen des 4,80 Meter langen Lexus RZ 450e gehören Premium-Modelle wie der Genesis Electrified GV70 (68.480 Euro), der BMW iX3 (ebenfalls 67.300 Euro) oder der Mercedes EQE SUV (mit Allradantrieb ab 89.547 Euro). In die gleiche Klasse, wenn auch nicht ins Premiumsegment, gehört das Tesla Model Y (mit Allradantrieb ab 59.998 Euro). Hier eine kleine Vergleichstabelle (bessere Werte gefettet):

  Lexus RZ 450e Genesis El. GV70 BMW iX3 Merc. EQE SUV 350 4Matic Tesla Model Y LR
Antrieb AWD, 230 kW AWD, 360 kW RWD, 210 kW AWD, 215 kW AWD, 378 kW
0-100 km/h 5,3 Sek. 4,2 Sek. 6,8 Sek. ca. 6,2 Sek. 5,0 Sek.
Höchstgeschw. 160 km/h 235 km/h 180 km/h 210 km/h 217 km/h
Reichweite bis 440 km bis 455 km bis 461 km bis 558 km bis 565 km
DC-Ladeleistung 150 kW 240 kW 150 kW k.A. 250 kW
DC-Ladedauer  30 min
(0-80%) 
18 min
(10-80%)
34 min
(0-80%) 
k.A. k.A. 
Basispreis 68.000 Euro 68.480 Euro 67.300 Euro 89.547 Euro 59.998 Euro

Wie man sieht, sind die "Quartettdaten" beim Genesis und mein Tesla besser; Letzterer bietet auch noch einen deutlich günstigeren Preis. Wie sich der Lexus RZ 450e fährt, erfahren Sie in unserem Test, der am 13. März 2023 erscheint.

Bis 2030 will Lexus ein komplettes Portfolio mit reinen Elektroautos (BEVs) in jedem Segment aufbauen, 2035 will die marke nur noch Elektroautos anbieten. Um diese Ziele zu erreichen, gibt die Marke (wie auch Toyota) nun offenbar Gas. Im Herbst 2021 zeigte der Konzern nicht weniger als 15 neue Elektrofahrzeuge der Marken Lexus und Toyota. Zu den geplanten Lexus-Modellen gehören unter anderem ein Elektrosportwagen, eine Elektro-Limousine und ein großes SUV. 2024 soll ein "volumenfähiges Modell" starten, hieß es bei dem Event. Wenn wir raten müssten, würden wir auf einen Nachfolger für den Lexus UX tippen, aber das ist reine Spekulation ...

Technische Daten des Lexus RZ 450e

  • Antrieb: Allradantrieb mit 2 E-Achsen (150 kW vorne, 80 kW hinten)
  • Systemleistung / Systemdrehmoment: 230 kW / 423 Nm
  • 0-100 km/h / Höchstgeschwindigkeit: 5,3 Sek. / 160 km/h
  • WLTP-Stromverbrauch: 15,8-18,7 kWh/100 km
  • Akku / WLTP-Reichweite: 71 kWh brutto, 64 kWh netto / 395-440 km
  • Aufladen: bis 11 kW AC, bis 150 kW DC
  • Ladezeit: 30 min mit DC (0-80%)
  • Maße: 4.805 mm Länge / 1.895 mm Breite / 1.635 mm Höhe / 2.850 mm Radstand
  • Kofferraum: 522-1.451 Liter, kein Frunk
  • Leergewicht / zulässiges Gesamtgewicht: 2.055-2.115 kg / 2.640 kg
  • Max. Anhängelast: 750 kg