Ab 2026 sollte bei VW der neue Trinity vom Band rollen, und zwar in einer völlig neuen Fabrik. Der erste Spatenstich dafür sollte schon im Frühjahr 2023 erfolgen, so hatte es der ehemalige Konzernchef Herbert Diess entschieden. Doch nun, unter dem neuen Chef Oliver Blume, stellt sich die Sache anders dar.

Das neue Werk sollte auf der grünen Wiese in der Nähe des Stammwerks Wolfsburg errichtet werden. Es sollte so effizient arbeiten wie das von Tesla in Grünheide – den US-Autobauer nahm sich Diess bekanntlich zum Vorbild. Zwei Milliarden Euro wollte er in das neue Werk investieren. Der Aufsichtsrat hatte die Pläne im März abgesegnet.

Doch nun befürchten Blume und Markenchef Thomas Schäfer offenbar, dass Softwareprobleme einen Start von Trinity im Jahr 2026 verhindern könnten. Sie deuteten an, dass die Fabrik auf der Kippe steht: "Wir nutzen aktuell die Gelegenheit, alle Projekte und Investitionen anzuschauen und auf Tragfähigkeit zu prüfen," so die Manager in einem internen Schreiben an die Belegschaft. Dabei bezogen sie sich ausdrücklich auch auf Systeme, die im Trinity zum Einsatz kommen sollten, berichtet die Automobilwoche.

Volkswagen

Die bisherige Planung: Trinity sollte 2026 starten

Zuerst müssten Entscheidungen "zum weiteren Software-Fahrplan und Zuschnitt der Plattformen" fallen, dann folge die "Ausarbeitung der Produktstrategie mit den konkreten Projekten der einzelnen Marken für die nächsten Jahre," heißt es in dem Schreiben.

Das klingt nach einer grundlegenden Überarbeitung der bisherigen Pläne. Doch am Trinity will man festhalten, genauso wie an der Scalable Systems Platform (SSP), die ihn tragen soll. Aber im Gespräch ist angeblich eine deutliche Verschiebung bis zum "Ende des Jahrzehnts".

Silhouette des VW Trinity

Der VW Trinity ist offenbar eine Elektro-Limousine

Wenn sich aber das Auto um etwa vier Jahre verzögert, dann könnte man den Wagen vielleicht auch im Stammwerk bauen, so die Überlegung. Das teure Werk auf der grünen Weise könnte dann eventuell entfallen, denn man hätte Zeit, das Stammwerk auf die neue Plattform umzurüsten.

Gegenüber Vertrauten hat Blume angeblich bereits gesagt, dass er die Trinity-Fabrik streichen wolle. Doch zumindest offiziell ist die Entscheidung noch nicht gefallen. Das gilt auch für die Planung einzelner Modelle. So wurde die eigentlich für November geplante Planungsrunde auf das Jahr 2023 verschoben. Bei dieser Runde wird die Belegung der einzelnen Werke mit Modellen für die nächsten fünf Jahre entschieden – also bis 2028.

Mehr zu den Plänen von Blume erfahren wir möglicherweise am 7. Dezember, denn dann findet eine Betriebsversammlung statt. Vielleicht wird sich der Konzernchef dann genauer erklären, denn unklare Zukunftspläne machen immer auch die Belegschaft nervös.

Insgesamt verstärkt sich der Eindruck, dass der neue VW-Konzernchef strenger auf die Kosten achtet, und weniger auf längerfristige Visionen setzt, wie sie Diess verfolgte. Blume hatte kürzlich auch das teure Projekt zum autonomen Fahren gekippt, indem sich der Konzern aus der Beteiligung an Argo AI zurückzog. VW musste 1,9 Milliarden Euro abschreiben.

Unser Titelbild zeigt ein Teaserbild des Trinity von der Jahrespressekonferenz im März.