Elektroauto-Reichweiten jenseits von 1.000 Kilometern sind bei Serienautos bislang noch ein Traum. Der Lucid Air schafft rund 880 km, extreme Prototypen wie der Mercedes EQXX kommen schon auf 1.200 km. Noch viel extremer ist das Elektroauto der Technischen Universität München, das nun 2.573 Kilometer mit einer Akkuladung schaffte.

Im Umfeld der IAA Mobility kämpfte das Team am Flughafen München um einen neuen Weltrekord. Ganze sechs Tage dauerte der Versuch, für den das Team auf Feldbetten im Flughafenhangar schlief. Dann war es so weit: Ein neuer Guinness-Weltrekord für die größte Reichweite eines Elektroautos ohne Solartechnik war aufgestellt. 

Das TUfast eco Team feiert den Weltrekord für das Elektroauto mit der größten Reichweite

Siegerehrung auf dem Münchner Marienplatz: Das TUfast Eco Team feiert den Weltrekord

Für den Weltrekord modifizierten die Studierenden den muc022, mit dem das Team bereits an mehreren Wettbewerben für effiziente Elektroautos teilnahm. Dabei setzen die Studierenden vor allem auf eine gute Aerodynamik und Leichtbau. So liegt der cW-Wert bei 0,159, das Leergewicht ohne Insassen bei nur 170 Kilo. Und natürlich hat so ein Stromsparer keinen leistungsstarken Antrieb: Die eingesetzte Permanentmagnet-Maschine (PSM) leistet gerade mal 400 Watt. Damit das Fahrzeug weltrekordtauglich wurde, bauten die angehenden Ingenieurinnen und Ingenieure einen größeren Akku ein, der 15,5 kWh speichert.

Gefahren wurde offenbar in einem leeren Flugzeug-Hangar. So waren auch bei schlechtem Wetter optimale Bedingungen gegeben. Vermutlich wurde auch mit möglichst konstantem Tempo durchgefahren; wahrscheinlich wurde nur für den Fahrerwechsel angehalten. Der war allerdings wohl häufiger nötig, denn insgesamt dauerte die Rekordfahrt 99 Stunden.

Der bisherige Rekordhalter hatte 1.609 Kilometer mit einer Ladung geschafft. Diese Strecke hatten die Münchner bereits nach vier Tagen zurückgelegt. Da der Akku aber noch nicht leer war, fuhr das Team weiter. Am Ende standen nach den genannten 99 Stunden genau 2.573,79 Kilometer auf dem Tacho. Das heißt, die Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei 26 km/h. 

Der Durchschnitts-Stromverbrauch betrug damit 0,6 kWh/100 km. Zum Vergleich: Der neue Mercedes CLA soll 12 kWh/100 km brauchen – allerdings nach der WLTP-Norm für normale Pkw, und da liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit ohne Stopps bei knapp 54 km/h.

Der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume gratulierte den Studentinnen und Studenten. TU-Präsident Thomas F. Hofmann sagte, die Spitzenleistungen der TU-Teams machten ihn "besonders stolz".

Im April hatte das Team der TU München eine neue Version des Stromsparers namens muc023 vorgestellt. Diese hat mit einem cW-Wert von 0,15 eine nochmals bessere Aerodynamik und ist auch noch wesentlich leichter. Das neue Auto soll beim Shell Eco Marathon antreten.