VW wird die Modelle auf Basis der Scalable Systems Platform (SSP) im Stammwerk Wolfsburg sowie in Zwickau bauen. Das Stammwerk erhält ab Ende des Jahrzehnts einen elektrischen Nachfolger des VW Golf auf Basis von SSP, Zwickau das Modell mit dem Codenamen Trinity. Das beschloss der VW-Aufsichtsrat am heutigen Freitag.
Die noch von Ex-Konzernchef Herbert Diess propagierte neue Fabrik, die in Wolfsburg-Warmenau "auf der grünen Wiese" errichtet werden und das Trinity-Modell bauen sollte, ist endgültig vom Tisch.
Dieses Teaserbild des Trinity zeigte VW vor einigen Jahren
Das VW-Gremium entschied über die Werksbelegungen für die Elektroautos der nächsten Generation. Dabei wurde beschlossen, dass ein Elektro-Golf auf Basis von SSP im noch zu modernisierenden Stammwerk gebaut wird, während der Trinity, der ursprünglich in Wolfsburg gebaut werden sollte, nun nach Zwickau geht.
"Im Zuge der Werkbelegung wurde auch entschieden, dass es keinen Bedarf für den Bau einer weiteren Fertigung in Wolfsburg Warmenau gibt. Neue elektrifizierte Modelle auf Basis der am Ende des Jahrzehnts startenden SSP-Architektur (Scalable Systems Platform) werden stattdessen in die bestehenden, modernisierten Strukturen des Stammwerks integriert. So soll hier auch die volumenstarke VW-Ikone Golf auf SSP-Basis in die elektrische Zukunft geführt werden. Das ursprünglich für Wolfsburg vorgesehene Fahrzeugprojekt Trinity geht nach heutigem Stand in das Werk Zwickau."
VW schreibt nun auch explizit, dass die Plattform SSP Ende des Jahrzehnts startet, wie bereits vor etlichen Monaten gerüchteweise bekannt wurde.
Das Werk Wolfsburg bekommt – zusätzlich zum 2023 anlaufenden ID.3 – ab 2026 ein zweites Elektromodell, und zwar "ein vollelektrisches SUV im volumenstarken A-Segment in hohen Stückzahlen". Dabei ist zu beachten, dass der VW-Konzern mit dem A-Segment die Kompaktklasse meint. Bei dem neuen Modell könnte es sich um den Elektro-Tiguan handeln, zu dem es bereits Gerüchte gab. Zusammen mit dem Golf und dem gerade neu aufgelegten Verbrenner-Tiguan soll damit eine gute Auslastung des Stammwerkes gewährleistet sein. Ab 2025 wird zudem der Nachfolger des Tiguan Allspace am VW-Hauptsitz produziert. Die übrige Planung bleibt, wie gehabt.
Das Stammwerk baut bald den ID.3, dann ein elektrisches Kompakt-SUV und ab Ende des Jahrzehnts einen Golf-Nachfolger auf Basis von SSP.
VW-Produktionsvorstand Christian Vollmer sagte, "Fahrzeuge, die auf der gleichen Architektur basieren", sollten künftig "konsequent markenübergreifend in unseren Werken" gebündelt werden. Das wirft auf den ersten Blick ein Problem auf in Bezug auf Zwickau. Denn dort werden derzeit MEB-Modelle gebaut; doch da SSP diese Plattform ersetzen soll, ist das wohl kein Widerspruch.
Wie das Handelsblatt berichtet, ist das Treffen nur ein Vorspiel für die große Planungsrunde, die im November stattfinden soll. Dort werden die Investments für die nächsten Jahre festgezurrt und die Werksbelegung festgelegt. Nun ging es vor allem um die SSP-Fahrzeuge, die frühestens 2028 auf den Markt kommen sollen. Auf der Plattform sollen Autos verschiedener Segmente und Konzernmarken basieren.
Technisch soll die 800-Volt-Plattform SSP das Schnellladen in rund zehn Minuten ermöglichen. Außerdem wird das autonome Fahren auf Level 4 unterstützt, was bedeutet, dass die Fahrzeuge zwar noch Lenkrad und Pedale haben, man diese aber kaum mehr benutzen muss.
Das Projekt Trinity sollte ursprünglich schon 2026 fertig sein
Das Elektroauto Trinity gilt als Prestigeprojekt. Herbert Diess wollte damit technisch zu Tesla aufschließen. Doch die Planungen waren unter anderem wegen Softwareproblemen zu optimistisch. Deshalb wurde das Projekt von 2026 auf Ende des Jahrzehnts verschoben. Zudem wollte Diess eine Elektro-Limousine haben; Nachfolger Blume favorisiert aber eher eine SUV-Form.
Unser Titelbild zeigt ein Rendering des VW Trinity.
Quelle: VW, Handelsblatt