Mehr Reichweite, deutlich schnelleres Laden und niedrigere Preise: Der neue Kia EV3 stellt den e-Soul und Niro EV deutlich in den Schatten. Haben die älteren Modelle überhaupt noch eine Existenzberechtigung? Wir vergleichen die Fahrzeuge.
Motorisiert sind alle drei Modelle gleich: Sie haben allesamt einen 150-kW-Antrieb, und bei allen werden die Vorderräder angetrieben. Auch die Spannungslage ist identisch: Anders als EV6 und EV9 haben unsere drei kleinen SUVs ein 400-Volt-System. Doch der Kia EV3 lädt schnell: Er braucht ungefähr 30 Minuten für eine Schnellladung von 10 auf 80 Prozent – das ist derzeit wohl der Stand der Technik bei 400 Volt.
Der Kia Niro EV ist 12 cm länger als der EV3
Die 2. Generation wurde erst im Sommer 2022 eingeführt
Die erst im Sommer 2022 eingeführte aktuelle Generation des Kia Niro EV jedoch braucht am Schnelllader eine Viertelstunde länger, nämlich rund 45 Minuten. Was die Reichweite angeht, so schafft der Niro EV mit seinem 65-kWh-Akku 460 Kilometer. Beim EV3 hängt die Reichweite von der Version ab.
Sogar die Einstiegsversion mit dem 58 kWh großen LFP-Akku ermöglicht schon 410 km, also nur 50 km weniger als der Niro. Und die Variante mit 81-kWh-NMC-Akku schafft überlegene 600 km und damit mehr als zum Beispiel der VW ID.4. Bemerkenswert auch: Kia baut in den EV3 Long Range eine deutlich größere Batterie (mit 16 kWh mehr) ein, obwohl sein Radstand sogar etwas kleiner ist (2,68 Meter beim EV3, 2,72 Meter beim Niro).
Was die Karosserielänge angeht, so ist der EV3 mit 4,30 Meter zwölf Zentimeter kürzer als der Niro EV. Dementsprechend ist auch der Kofferraum kleiner: 460 bis 1.250 Liter passen in den EV3, 475 bis 1.392 Liter in den Niro EV. Hier liegt also das ältere Modell vorne, wenn auch nicht allzu viel.
Der e-Soul ist 10 cm kürzer, aber 4 cm höher als der EV3
Die aktuelle Generation startete schon 2019
Längenmäßig näher am EV3 liegt allerdings der Kia e-Soul; mit 4,20 Meter ist er nur zehn Zentimeter kürzer. Die 2019 eingeführte, aktuelle Generation wird wie der EV3 und der Niro von einem 150-kW-Frontmotor angetrieben. Die Batterie ist mit 64 kWh fast gleich groß wie im Niro EV, die Reichweite mit 452 km ist ähnlich.
Und beim Schnellladen? Wo der Niro mit 45 min schon sehr langsam lädt, hinkt der Soul mit 54 Minuten (allerdings für 0-80 Prozent) wirklich extrem hinterher. Da die Ladehübe nicht übereinstimmen, haben wir auch die Ladegeschwindigkeit ausgerechnet: Beim EV3 sind es 1,4 bzw. 1,9 kWh/min, beim Niro EV 1,0 kWh/min und beim e-Soul 0,9 kWh/min. Zum Vergleich: Der VW ID.3 liegt bei 1,9 kWh/min. Und wegen seiner geringen Abmessungen kann der Soul auch beim Ladevolumen (315-1.339 Liter) nicht mithalten.
Und die Preise? Beim EV3 sind sie noch nicht bekannt, aber sie sollen bei rund 35.000 Euro beginnen. Die 600-km-Version wird sicher deutlich teurer, aber selbst wenn der Aufschlag 10.000 Euro betragen würde, wäre der Neuling noch etwas günstiger als die angestammten Modelle: Für den e-Soul verlangt Kia nicht weniger als 47.450 Euro, für den Niro EV mindestens 45.690 Euro. Bliebe noch die Ausstattung, doch die liegt beim EV3 noch nicht fest.
Unter dem Strich
Es ist, wie wir vermutet hatten: Der Kia EV3 stellt die angestammten Elektro-SUVs von Kia deutlich in den Schatten – vor allem beim Schnelladen, wo der e-Soul und der Niro EV längst nicht mehr zeitgemäß sind. Dennoch hat Kia nichts davon gesagt, dass der EV3 die älteren Modelle ersetzen soll. Warum sollen der Soul und der Niro noch gekauft werden, wenn es Besseres gibt? Vielleicht sollen sie Kundschaft ansprechen, denen viel Ausstattung wichtiger ist als gute elektrische Eigenschaften. Aber wir bezweifeln, dass es hierzulande viele von dieser Sorte gibt.