Elektro-Laster haben so große Batterien, dass selbst die schnellen Ionity-Lader mit 350 kW zu langsam sind. Die Lösung sind Megawatt-Charger, doch von denen gibt es bisher praktisch keine. Milence will das ändern. Das Joint Venture zwischen Daimler Truck, der Traton Group des VW-Konzerns (mit MAN und Scania) sowie der Volvo Group plant 70 Megawatt-Charging-Hubs in Europa und präsentierte nun seine Pläne auf der IAA Transportation.
Die 70 Hubs mit über 570 Ladepunkten sollen entlang wichtiger Autobahnen in Europa entstehen. So soll das bisher größte öffentliche Ladenetznetz für schwere Elektro-Lkw in Europa geknüpft werden. Es soll zehn Schlüsselmärkte abdecken: Belgien, Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Niederlande, Polen, Spanien und Schweden.
So könnte ein Ladepark von Milence aussehen (Milence-Stand auf der IAA Transportation 2024)
Schon in Betrieb ist der Ladepark im belgischen Hafen Antwerpen-Brügge. Mit 20 Ladepunkten ist er einer der größten öffentlichen Ladeparks für Lkw in Europa. Auch zwei weitere Ladeparks in den Niederlanden und Frankreich sind bereits in Betrieb, zwei weitere Standorte sollen im Oktober 2024 in Deutschland und Schweden eröffnen. Der Rest sollen im Laufe des Jahres 2025 folgen.
Mit mehr als 30 Prozent Anteil am europäischen Straßenverkehr ist Deutschland der mit Abstand wichtigste Markt für Milence. Der Ladepark am Hermsdorfer Kreuz wird der erste in Deutschland sein. Weitere 24 Hubs sollen folgen. Zuerst sollen die Standorte Vockerode, Himmelkron, Hüttenberg, Kirchberg an der Jagst, Kassel Lohfelden und Recklinghausen in Betrieb genommen werden.
Mit dem Milence-Ladenetzwerk sollen einige der meistbefahrenen Strecken Europas elektrifiziert werden, darunter Antwerpen–Duisburg, Göteborg–Malmö, Paris–Le Havre und Berlin–München.
Ein Megawatt-Charger von Power Electronics wird auf der Messe gezeigt
Auf der IAA Transportation zeigt Milence, wie eine Ladestation aussehen könnte. Ebenfalls präsentiert wird eine Megawatt-Säule von Power Electronics. Sie kann bis zu 1,44 Megawatt (1.500 Ampere bei 960 Volt) liefern. Im Test mit echten Fahrzeugen gab sie bereits über 1 Megawatt ab. In den kommenden Monaten soll die Säule bereits an fünf der Milence-Ladeparks eingesetzt werden.
Als neuer Standard für High-Power-Charging ist das Megawatt Charging System (MCS) auf die Anforderungen des wachsenden Marktes für Elektro-Lkw zugeschnitten. Mit 1.440 kW Ladeleistung lässt sich eine Laster-Batterie in nur 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent bringen, schreibt Milence.
Milence-Chefin Anja van Niersen bei der Pressekonferenz auf der Messe
"Die Zukunft des Straßenverkehrs ist elektrisch, und wir sind stolz darauf, mit unserem schnell wachsenden Ladenetzwerk eine Vorreiterrolle zu übernehmen und zu zeigen, dass dies schon heute Realität werden kann. Jetzt ist es an der Zeit zu handeln. Wir fordern alle Beteiligten auf, der Infrastruktur Priorität einzuräumen", erklärte Milence-Chefin Anja van Niersen. "Unsere Mission ist es, Lkw nicht nur mit Strom zu versorgen, sondern auch die Fahrer zu unterstützen, damit sie in einer sicheren Umgebung aufladen können", so die Managerin weiter.
Milence wurde im Juli 2022 als Joint Venture von Daimler Truck, der Traton Group und der Volvo Group mit einer Finanzierung von 500 Millionen Euro gegründet und agiert als unabhängiges, eigenständiges Unternehmen. Ziel ist ein Straßengüterverkehr ohne CO2-Emissionen. Dazu baut Milence ein Ladenetz für alle batterieelektrischen schweren Lkw und Fernbusse auf, das unabhängig von der Fahrzeugmarke zur Verfügung stehen soll. Bis 2027 sollen europaweit mindestens 1.700 Hochleistungs-Ladepunkte errichtet werden.
Unter dem Strich
Elektrische Schwerlaster mit 500 bis 600 km Reichweite gibt es bereits einige, nun fehlt noch ein entsprechendes Ladenetz. Wichtige Laster-Hersteller wie Daimler, Volvo und MAN machen sich nun mit vereinten Kräften ans Werk. Es würde uns aber wundern, wenn dafür nicht auch öffentliche Gelder fließen würden.
Quelle: Milence (per E-Mail)