Am 31. März geht Volvo-Chef Hakan Samuelsson in Rente, der Geschäftsbericht zum Jahr 2021 ist also sein letzter. Gefragt, worauf er stolz ist, fallen dem 70-Jährigen drei Punkte ein: Die Elektrifizierung, dass aus Volvo eine globale Firma geworden ist und dass das Unternehmen nun an der Börse ist.

In Sachen Elektrifizierung hat es der Konzern vor allem durch seine vielen Plug-in-Hybride geschafft, dass 27 Prozent der 2021 verkauften Volvos und Polestars einen Stecker hatten. Soweit er wisse, sei das der größte Anteil in der Branche, so Samuelsson. Zwei Anmerkungen für Penible: Gemeint sind natürlich Autos mit Steckdose, und natürlich haben reine Elektro-Marken wie Tesla oder Smart schon eine Elektrifizierung von 100 Prozent.

Volvo-Geschäftsbericht: Die Recharge-Quote (also BEVs und PHEVs zusammen) im Laufe des Jahres 2021
Die Recharge-Quote (BEVs und PHEVs zusammen) stieg von 2019 bis 2021 fast kontinuierlich

Zuletzt (im vierten Quartal) waren 6 Prozent der verkauften Volvos BEVs und 28 Prozent PHEVs. In Zukunft werde der PHEV-Anteil konstant bleiben und der BEV-Anteil steigen, glaubt Samuelsson:

  • BEV-Quote jetzt:     6 Prozent (Q4 2021)
  • BEV-Quote 2022:  10 Prozent (Ziel)
  • BEV-Quote 2024:  50 Prozent (Ziel)
  • BEV-Quote 2030: 100 Prozent (Ziel)

Bei der Elektrifizierung helfen sollen zunächst das 2023 startende Elektro-Flaggschiff von Volvo, das oft als Elektro-XC90 bezeichnet wird, aber einen anderen Namen bekommen soll. Höhere Verkaufszahlen wird wohl das Elektromodell unterhalb von XC40 und C40 bringen, das Samuelsson als 20er-Modell bezeichnet, und zu dem es schon länger Gerüchte gibt.

Interessant in Sachen Elektrifizierung: Volvo hat seine Entwicklungstätigkeit in Sachen Verbrennungsmotoren in eine extra Firma namens Aurobay ausgelagert, die nicht mehr Teil der Volvo Car Group ist. Weitere Highlights des Jahres 2021 waren die Einführung des C40 und das Joint Venture mit Northvolt.

Volvo-Geschäftsbericht: Absatzvolumina und Gewinn 2021

Im Jahr 2021 hat Volvo (inklusive Polestar) knapp 700.000 Autos verkauft, das Ziel für Mitte der Dekade sind 1,2 Millionen Stück. Der Gewinn legte 2021 deutlich zu, von 3,2 auf 7,2 Prozent. Dafür verantwortlich war nicht etwa eine Steigerung des Volumens, sondern höhere Fahrzeugpreise und ein veränderter Sales Mix – es wurden also profitträchtigere Autos verkauft. Wenn es den Chipmangel nicht gegeben hätte, hätte Volvo auch beim Verkaufsvolumen ein neues All-time-High verkünden können, so Samuelsson. 

Volvo-Geschäftsbericht: Ziele für die Mitte des Jahrzehnts
Ziele für die Mitte des Jahrzehnts

Dass Volvo nun eine globale Firma geworden ist, macht Samuelsson an den Produktionsanlagen fest: Früher wurden die Auto ausschließlich in Göteborg und Brüssel hergestellt, nun hat man auch ein Werk in den USA und seit Kurzem auch in China. Zudem ist Samuelsson stolz, dass Volvo seit 2021 an der schwedischen Börse notiert ist. Für Polestar ist der Börsengang für 2022 geplant – allerdings soll der Elektro-Premiumableger an der US-Technologiebörse Nasdaq notiert werden.

Auf die Frage, was er von Batterietausch-Systemen halte, sagte Samuelsson, er baue auf das Aufladen. Ob der Kunde in Zukunft für das Aufladen 20 Minuten investieren muss oder nur 5 Minuten für einen Batterietausch, werde keine so große Rolle spielen. Da wäre es wichtiger, dass es viele Ladesäulen gebe. Außerdem wäre es schon für Volvo alleine schwierig, nur eine einzige Batterieform in alle Modelle einzubauen. Eine Einigung auf ein einheitliches Batterieformat für alle Marken ist da also wohl illusorisch.

Hakan Samuelsson war von 2012 bis 2022 Volvo-Chef
Hakan Samuelsson: Volvo-Chef von 2012 bis 2022
Jim Rowan wird im April 2022 neuer Volvo-Chef
Jim Rowan wird im April 2022 neuer Volvo-Chef

Am 31. März räumt Samuelsson seinen Sessel in Göteborg und macht Platz für den ehemaligen Dyson-Chef Jim Rowan. Samuelsson bleibt jedoch Polestar-Chef, um auch noch den Börsengang per SPAC über die Bühne zu kriegen.