Mit Elektroautos wie dem Honda e ließe sich zukünftig die Stabilität des Stromnetzes verbessern. Die Akkus sollen bei Strommangel elektrische Energie ins Netz abgeben und bei Stromüberschuss elektrische Energie aufnehmen. Als erster Autohersteller in Europa erhielt der Elektro-Kleinwagen nun eine Zulassung als Reserve-Stromspeicher. 

Die Zertifizierung erfolgte für ein Vehicle-to-Grid-Pilotprojekt mit sechs Honda e und ebenso vielen bidirektionale Ladesäulen vom Typ Honda Power Manager

"Im Rahmen eines Pilotprojekts mit der Next Kraftwerke GmbH, einem der größten Betreiber virtueller Kraftwerke (VPP) in Europa, hat Honda als erster Automobilhersteller in Europa die Zertifizierung einer Flotte serienmäßiger Elektrofahrzeuge für die Präqualifikation von Primärregelleistungen (PRL) durch die Ampiron GmbH in Deutschland erhalten." (Honda)

Wenn das Stromnetz zum Beispiel bei einer "Dunkelflaute" zu wenig elektrische Leistung bietet, können geeignete Kraftwerke hochgefahren werden. Die zuerst einspringenden Kraftwerke werden Primärregelleistungs-Reserve (PRL) genannt. Als solche Reserve könnte auch ein virtuelles Kraftwerk dienen, das von mehreren Elektroautos mitsamt einem Regelsystem gebildet wird. Das ist die Idee, die der Projektpartner Next verfolgt, ein Betreiber von solchen virtuellen Kraftwerken.

Honda e, angeschlossen an einen Honda Power Manager

Honda e, angeschlossen an einen Honda Power Manager

In einem Pilotprojekt mit Next kamen nun sechs serienmäßige Honda e sowie sechs Honda Power Manager zum Einsatz. Dieser Power Manager ist eine bidirektionale Ladesäule mit CCS-Anschluss. Autos und Säulen stellten PRL-Dienste für den Übertragungsnetzbetreiber bereit. Dabei wurden die Anforderungen an das Laden und Entladen erfüllt, die für das Sicherstellen einer stabilen 50-Hertz-Netzfrequenz notwendig sind, schreibt der Autohersteller.

Das Strommanagementsystem nutzt dabei die Echtzeit-Informationen zur aktuellen Situation im Stromnetz, die Next zur Verfügung stellt. Bei Abweichungen wird innerhalb der vorgeschriebenen Zeit auf die Lade- und Entlade-Anforderungen des Netzbetreibers reagiert. Laut Wikipedia muss innerhalb von 30 Sekunden die gesamte Regelleistung abgegeben werden.

"Elektrofahrzeuge sind die meiste Zeit des Tages mit Ladestationen verbunden, am Arbeitsplatz oder zuhause", sagte Honda-Europa-Manager Tom Gardner. "Honda ist davon überzeugt, dass diese Standzeiten dafür genutzt werden können, zusätzliche Dienstleistungen und Einnahmequellen anzubieten, und zwar durch intelligentes Laden und Entladen auf Grundlage der aktuellen Stromnetzfrequenz," so Gardner weiter.

Im Januar hatte Honda die Beteiligung an einem ähnlichen Projekt mit V2X Suisse gemeldet (Pressemitteilung). Dabei speisten 50 Honda e und 35 Honda Power Manager bei Bedarf Strom in das schweizerische Netz ein. Die Fahrzeuge wurden auf 40 Carsharing-Stationen verteilt. Wenn sie nicht vermietet waren, konnten sie bis zu 20 kW pro Auto ans Netz abgeben. Damals schrieb Honda: 

"Der Honda e ist derzeit das einzige Elektrofahrzeug auf dem europäischen Markt, das sowohl das Aufladen als auch das Entladen als Standard für das europäische Ladesystem CCS ermöglicht, was den Honda e zum perfekten Fahrzeug für das Modell macht."

Demnach unterstützt das kleine Elektroauto das bidirektionale Laden. Dass Honda bisher nie darauf aufmerksam machte, dürfte daran liegen, dass das Feature von Privatpersonen nicht genutzt werden kann. Es dürfte keine Steckdosen im Honda e und keine Adapter für den CCS-Anschluss geben, wie sie zum Beispiel Hyundai und Kia anbieten.  

Bildergalerie: Honda e erhält Zulassung als Energiespeicher