Die Hyundai Motor Company will den Kia EV6 und mehrere andere Modelle auf Basis der Elektroauto-Plattform E-GMP mit neuer Leistungselektronik von STMicroelectronics ausrüsten. Die effizienter arbeitende Elektronik soll den Autos mehr Reichweite bringen.

Die neuen Leistungselektronik-Module haben den Handelsnamen Acepack Drive. Statt mit herkömmlicher Silicium-Halbleitertechnik arbeiten sie mit Siliciumcarbid (SiC). Mit fünf verschiedenen Varianten decken die Module verschiedene Leistungsbereiche ab. Laut ST-Website reicht die Spannweite von 180 bis über 300 kW. Die drei Modelle mit einer Sperrspannung von 1.200 Volt sind bereits in Produktion, die 750-Volt-Module sollen ab März 2023 gebaut werden.

Acepack-SiC-Module für die Inverter des Kia EV6 und anderer E-GMP-Fahrzeuge

Acepack-SiC-Modul für die Inverter des Kia EV6 und anderen E-GMP-Fahrzeugen

Die eingesetzten Halbleiter gehören zur dritten Generation (Gen3) von ST, die geringe Schaltverluste mit hervorragender Leistungsdichte und guter Gleichrichter-Funktionalität kombinieren sollen.

"Unsere SiC-Technologie der dritten Generation gewährleistet die größte Leistungsdichte und Energieeffizienz, was zu überlegener Fahrzeugleistung, Reichweite und Ladezeit führt", so ST-Automitive-Manager Marco Monti.

"Die Leistungsmodule auf SiC-MOSFET-Basis von ST sind die richtige Wahl für unsere Traktionsinverter, da sie eine größere Reichweite ermöglichen," sagte Sang-Cheol Shin, der für Inverter zuständige Manager der Hyundai Motor Group.

Schon bisher kommt in E-GMP-Fahrzeugen SiC-Technik zum Einsatz; die Inverter kamen bislang von Vitesco. Nach Äußerungen von HMG-Elektroexperte Choi WooSuk von 2021 wird SiC-Leistungselektronik aber nur an der Hinterachse eingesetzt. Das habe zu fünf Prozent mehr Reichweite geführt. Die E-GMP-Modelle haben in der Regel Heckantrieb. Bei den Allradlern ist die Hinterachse die primäre Antriebsachse, die Vorderachse wird nur bei Bedarf über eine Kupplung dazugeschaltet.   

"Für das 800-V-Hochvoltsystem, mit dem die E-GMP arbeiten soll, war es daher sinnvoller, SiC auszuwählen, um den Wirkungsgrad des Wechselrichters zu erhöhen. So erhielt der hintere Motor, der der Hauptmotor des E-GMP ist, ein SiC-Leistungsmodul, während der vordere Motor unser intern entwickeltes Si-Leistungsmodul erhielt." (Choi WooSuk).

Ob die neue Leistungselektronik nun das Si-Leistungsmodul an der Vorderachse der Allradler ersetzt oder eine neue Lösung für die Hinterachse ist, geht aus der Pressemitteilung von ST nicht hervor. Offen bleibt auch, welche anderen Modelle die SiC-Technik erhalten sollen.

Derzeit gibt es vier Modelle, die auf der Electric Global Modular Platform (E-GMP) basieren: Hyundai Ioniq 5 und Ioniq 6, Kia EV6 und Genesis GV60. Demnächst starten mit dem Hyundai Ioniq 7 und dem Kia EV9 zwei weitere Modelle.

ST bezeichnet sich selbst als Branchenführer in Sachen SiC-Technologie. Man habe bereits über drei Millionen Serien-Pkw mit SiC-Leistungselektronik bestückt. Siliciumcarbid-Halbleiter setzen sich außer in Invertern zunehmend auch in DC-DC-Wandlern und bidirektionalen Bordladern durch, so ST. Solche Bordlader haben auch die E-GMP-Fahrzeuge.