Tankstellenbetreiber Aral will ein Schnelllade-Netz für Elektrolaster aufbauen. Eine erste Route soll von Südwestdeutschland ins Ruhrgebiet führen. Fünf Stationen auf der Strecke existieren bereits, eine sechste wurde am heutigen Montag rund 50 Autobahn-Kilometer südlich von Frankfurt in Bensheim eröffnet.

Insgesamt soll es acht Ladestationen auf der Strecke geben. Die bisher existierenden befinden sich an Aral-Autohöfen in Schwegenheim, Bensheim, Rüsselsheim, Rheinböllen, Düsseldorf und Dortmund. In den kommenden Monaten sollen noch Ladestationen in Bad Honnef an der A3 und in Köln dazukommen, berichtet die Automobilwoche.

An jeder Station soll es zwei Säulen mit je zwei Ladepunkten geben, die 300 kW Leistung bieten. Pro Tag und Säule lassen sich rund 20 Elektrolaster mit Grünstrom versorgen. In der vorgeschriebenen Fahrpause von 45 Minuten kann man dann Strom für bis zu 200 Kilometer nachtanken, so Aral. Mit dem Elektrolaster-Ladenetz will Aral einen neuen Geschäftszweig begründen.

Bisher hat nur ein kleiner Bruchteil der Laster in Deutschland einen batterieelektrischen Antrieb, und auch bei diesen handelt es sich vorwiegend um kleinere Fahrzeuge für den Lieferverkehr in der Stadt.

Tesla Semi (2023)

Tesla Semi: Bis zu 800 km Reichweite, aber die Produktion wird erst langsam hochgefahren

Es gibt auch bislang kaum Lastermodelle mit Elektroantrieb. Vom Tesla Semi wurden gerade die ersten Fahrzeuge ausgeliefert, die Produktion wird nun langsam hochgefahren – Angaben zur angestrebten Stückzahl im laufenden Jahr gibt es bislang nicht. Auch Hersteller wie Renault Trucks und Volvo Trucks stecken noch in den Kinderschuhen. MAN hat vor etwa einem Jahr den Prototyp einer Zugmaschine vorgestellt, die aber erst 2024 starten soll. Ein ähnliches Bild bei Mercedes: Im September auf der IAA Nutzfahrzeuge wurde der eActros LongHaul präsentiert. Er soll 500 km Reichweite bieten, ist aber erst 2024 serienreif.

Zu den Schwierigkeiten bei der Elektrifizierung des Fernverkehrs gehört, dass ein Laster für den schweren Fernverkehr Batterien mit einer Speicherkapazität von mehreren hundert Kilowattstunden mitschleppen muss – für den Tesla Semi in der Topversion für 800 km werden 850 kWh geschätzt.

Mercedes-Benz eActros LongHaul

Mercedes eActros LongHaul: Serienstart erst 2024

Auch das Ladenetz für Elektro-Laster ist noch mehr als lückenhaft. Bisher müssen Elektro-Laster zum Aufladen meist in ihr Heimat-Depot zurückkehren. Im Bundesverkehrsministerium wird derzeit an einer Ausschreibung für ein deutschlandweites Lkw-Ladenetz entlang der Fernverkehrsachsen gearbeitet.

Die Riesen-Akkus von Fernverkehrs-Lastern müssen sehr schnell geladen werden, denn jede Extrapause geht ins Geld. Wegen der großen Speicherkapazitäten sind hohe Ladeleistungen nötig. Deshalb wird derzeit das Megawatt Charging System MCS entwickelt, das aber erst im Jahr 2024 Realität werden soll. Außerdem ist ein Ladesystem mit drei Megawatt in der Entwicklung. Tesla will ebenfalls schnelle Ladesäulen für den Semi aufstellen. Insgesamt ist auch noch unklar, ob nicht doch Brennstoffzellen-Laster oder Laster mit Oberleitung das Rennen machen.