Nach Teasern zum Cockpit, zur Aerodynamik und zur Reichweite des EQS verrät Mercedes nun erstmals auch Einiges zum Thema Antrieb, aber auch zum Aufladen und Neues zur Aerodynamik.

Wie bekannt, basiert die neue Elektro-Limousine auf der neuen EVA-Plattform, die auch vom bald folgenden EQE und den SUV-Versionen von EQS und EQE verwendet wird. Neben Radstand und Spur sind auch die Antriebskomponenten, insbesondere die Batterien skalierbar.

Batterie: 90 oder 108 kWh

Die Pressemitteilung von Mercedes besteht größtenteils aus einer Stichwortliste. Zu den Batterien heißt es:

"Zwei Batteriegrößen abhängig von Leistung und von Antrieb (Heck oder 4MATIC), mit nutzbarem Energieinhalt von 90 bzw. 107,8 kWh, mit zehn oder zwölf Zellmodulen, mit Pouch- oder Hardcase-Zellen."

Bereits bekannt war, dass die Version mit der 108-kWh-Batterie 770 Kilometer im WLTP-Zyklus schafft. Neu ist, dass es daneben eine zweite Batterieversion mit 90 kWh geben wird. Bei beiden Angaben handelt es sich um die netto-Kapazität, also die nutzbare Energie. Die Batteriegröße hängt davon ab, ob man einen Hecktriebler oder eine Allradversion bestellt. Das dürfte bedeuten, dass der Hecktriebler den kleineren Akku erhält. 

Wenn die 108-kWh-Version 770 km schafft, sollte die kleinere Version eine Reichweite von etwa 640 km bieten, wobei der genaue Wert natürlich vom Antrieb und Ausstattung abhängt – der Hecktriebler wird weniger Leistung und einen niedrigeren Verbrauch haben.

Anders als Porsche beim Taycan und Hyundai beim Ioniq 5 setzt Mercedes auf eine 400-Volt-Architektur. Bekannt war auch schon, dass Mercedes bei den Batteriezellen auf eine NCM811-Chemie setzt, das heißt, der Pluspol des Akkus besteht aus Nickel, Kobalt und Mangan im Verhältnis 8:1:1. Damit enthält die Batterie relativ wenig von dem teuren und umweltmäßig problematischen Kobalt, nämlich 10 Prozent. Zum Einsatz kommen sollen laut Mercedes "Pouch- oder Hardcase-Zellen".

Auf dem Batterie-Bild von Mercedes sind prismatische (also quaderförmige) Zellen zu sehen:

Mercedes-Benz EQS Akkupack

Das Bild zeigt offenbar die größere Batterie mit zwölf Modulen (vorne sechs und hinten sechs), was 108 kWh ergibt. Die 90-kWh-Variante der Batterie bekommt nur zehn Module. Das heißt, pro Modul werden 9 kWh gespeichert.

Die Zahl der Zellen pro Modul ist in dem von Mercedes veröffentlichten Video (unten) besser erkennbar als auf dem obigen Bild; spulen Sie auf etwa 0:39 min vor. Wir zählen 18 prismatische Zellen pro Modul. Das ergibt 0,5 kWh pro Zelle.

Die Batterie wird flüssig gekühlt. Das Kühlmittel durchströmt dabei die Hohlräume der Aluminium-Strangprofile des Batterierahmens. Im Kühlmittelkreislauf integriert ist ein so genannter PTC-Zuheizer. PTC steht für "Positive Temperature Coefficient". Das bedeutet: Die Heizung braucht keinen Thermostaten, sondern es ist das Material selbst, das die Temperatur reguliert. Der positiver Temperaturkoeffizient bedeutet, dass der Widerstand bei steigender Temperatur stark ansteigt. Ab einer materialspezifischen Temperatur fließt dann gar kein Strom mehr, und die Heizung wird beendet.   

Die Batterie kann vor oder während der Fahrt vorgewärmt oder gekühlt werden. So ist die zum Schnellladen optimale Temperatur schon erreicht, wenn man an der Ladestation ankommt. Voraussetzung ist, dass man die Ladestation als Ziel in die Navigation eingegeben hat. Das ist eine Funktion von Electric Intelligence. Das Batteriemanagementsystem (BMS) kann via Over-the-Air-Updates von Mercedes noch nachträglich optimiert werden.

Zu Electric Intelligence gehört auch, dass bei der Berechnung der Navigationsroute auch die Ladepunkte sowie die Topographie, Staus und die Umgebungstemperatur eingeplant werden – mit entsprechend höherem oder niedrigerem Stromverbrauch. Zudem kann die Route manuell bearbeitet werden, indem man zum Beispiel eine höhere Reserve beim Ladestand vorgibt oder bestimmte Ladestationen ausgeschlossen werden.

Garantie: 10 Jahre

Auf die Batterie gibt Mercedes eine Garantie von zehn Jahren oder 250.000 km; zur Garantie auf den Rest des Antriebs macht Mercedes noch keine Angaben. Zum Vergleich: Hyundai bietet für den Ioniq 5 nur acht Jahre Garantie, und bei der Batterie ist die Garantie auf 160.000 km beschränkt. Das ist allerdings großzügig, denn 20.000 km pro Jahr sind schon eine relativ stramme Laufleistung, zumindest für ein Elektroauto mit einer Reichweite von um die 500 km. Auch Tesla bietet beim Model S nur acht Jahre, bis maximal 240.000 km.

Mercedes-Benz EQS

Antriebe: 245 oder 385 kW – und eine Performance-Version

Den EQS wird es mit drei verschiedenen Antrieben geben. In der Basis gibt es Hinterradantrieb, optional wird ein zweiter Motor eingebaut, was einen  Allradantrieb ergibt:

  • EQS 450+: RWD-Versionen mit 245 kW und 568 Nm
  • EQS 580 4Matic: AWD-Version mit 385 kW (255 kW hinten, 135 kW vorne) und 855 Nm
  • "noch stärkere Performance-Version"

Im Vergleich zum Tesla Model S, das schon in der Long-Range-Version 413 kW liefern soll, in der Performance-Version aber schon 585 kW sind die Leistungen gering. Wie viel Leistung der Performance-EQS (wahrscheinlich die erwartete AMG-Variante) hat, wurde noch nicht bekannt gegeben.

Die Höchstgeschwindigkeit wird generell auf 210 km/h begrenzt. Zum Tempo-100-Sprint gibt es noch keine Angaben, dafür aber zum Stromverbrauch nach NEFZ:

  • EQS 450+: NEFZ-Stromverbrauch von 19,1-16,0 kWh/100 km
  • EQS 580 4Matic: NEFZ-Stromverbrauch von 20,0-16,9 kWh/100 km

An beiden Achsen werden permanenterregte Synchronmaschinen (PSM) verwendet. Eine Besonderheit bietet die Maschine an der Hinterachse: Sie ist "besonders leistungsstark durch Sechsphasigkeit: zwei Wicklungen mit jeweils drei Phasen".

  • Mit Heck- und Allradantrieb erhältlich
  • Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse sind moderne permanenterregte Synchronmaschinen (PSM)
  • Maschine an der Hinterachse besonders leistungsstark durch Sechsphasigkeit: zwei Wicklungen mit jeweils drei Phasen
  • Statoren mit Einzugswicklung für ein besonders starkes magnetisches Feld
  • Sehr kompakt
  • Ausgeklügeltes Thermokonzept für hohe Belastbarkeit und mehrfache Beschleunigungen mit gleichbleibend hoher Performance
    - Sogenannte Wasserlanze in der Welle des Rotors kühlt diesen
    - Weitere Kühlelemente im Kühlkreislauf: Rippen am Stator
    - Nadelförmige Pin-Fin-Struktur am Inverter
    - Getriebeölkühler: Bringt auch mehr Effizienz bei Kaltfahrt (Getriebeöl wird erwärmt)

Die Stärke der Rekuperation kann dreistufig über Lenkradwippen eingestellt werden. Dabei beträgt die Rekuperationsleistung bis zu 290 kW. Das bezieht sich offenbar auf die Allradversionen, denn bei der Hinterrad-Version ist die "Rekuperation durch die Traktion begrenzt", so Mercedes. Die Verzögerung liegt im Modus DAuto bei bis zu 5 m/s², davon 3 m/s² durch Rekuperation und 2 m/s² über die Radbremsen. Laut Mercedes ist auch das Bremsen zum Anhalten möglich, das heißt, der Wagen bietet das oft beschworene One-Pedal-Driving.

Bildergalerie: Mercedes-Benz EQS

Aufladen: Bis zu 200 kW

Der Mercedes EQS bekommt einen Bordlader für 22 kW Wechselstrom (AC), aber nur als Sonderausstattung. Welche AC-Ladeleistung serienmäßig möglich ist, wird nicht mitgeteilt. Außerdem kann mit bis zu 200 kW Gleichstrom geladen werden. Dann wird an einer 500-Ampere-Säule in 15 Minuten Strom für weitere 300 WLTP-Kilometer nachgeladen.

Wie bereits bekannt, unterstützt der EQS "Plug & Charge", das heißt, man muss sich zum Laden nicht eigens authentifizieren, das Einstöpseln genügt. Die Abrechnung erfolgt dann automatisch. Das ist zum Marktstart des EQS bei Ionity möglich. Ebenfalls bekannt war schon, dass der japanische EQS mit CHAdeMO-Ladeschnittstelle ausgerüstet wird und dann das bidirektionale Laden ermöglicht.

Aerodynamik: Unter den Top 5 der Serienautos

Der rekordniedrige cW-Wert von 0,20 war bereits bekannt. Nun verrät Mercedes auch die Stirnfläche A: 2,51 m2. Daraus errechnet sich der für die Aerodynamik entscheidende Wert cW x A zu 0,502 m2. Damit gehört der EQS auch hier zu den Top 5 der aerodynamischsten Serienmodelle. Die Liste führt weiterhin die A-Klasse Limousine an (0,48 m2), schon der Porsche Taycan Turbo ist mit 0,513 m2 schlechter, genauso wie zum Beispiel der BMW i8 mit 0,548 m2.

Die angegebenen Werte beziehen sich wohl auf die Version mit den kleinsten Rädern (19 Zoll). Doch soll eine "geringe Spreizung der einzelnen Modelle und Räder/Reifen bis 22 Zoll" geben. Das heißt: Der cW-Wert verschlechtert sich bei größeren Rädern nicht stark – die Stirnfläche vergrößert sich natürlich trotzdem. Zur guten Aerodynamik tragen die versenkbaren Türgriffe bei.

Offiziell vorgestellt wird der EQS am 15. April. Spätestens dann dürften wir auch die noch fehlenden Details erfahren, insbesondere zur Reichweite der einzelnen Versionen, zu den Sprintwerten und zu den Maßen und zum Kofferraum. Aber vermutlich folgen noch weitere Teaser, die uns mit weiteren Einzelheiten füttern. Wir tippen auf Maße und Kofferraum als nächsten Schritt in wenigen Tagen – aber das ist reine Spekulation. Auf den Markt kommt der EQS im August.

Technische Daten des Mercedes EQS:

  • Antrieb: 3 Versionen, Heck- oder Allradantrieb mit 245, 385 und mehr kW, vorne und hinten PSM-Motoren
  • Batterie: 90 oder 108 kWh (NCM811-Zellen, Pouch oder Prisma), 400 Volt
  • Reichweite: ca. 640 bzw. 770 km WLTP
  • 0-100 km/h: k.A.
  • Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h
  • Aufladen: bis 22 kW AC, bis 200 KW DC
  • Nachladen: bis 300 WLTP-km in 15 Minuten
  • Maße: k.A.
  • Kofferraum: k.A.
  • Aerodynamik: cw x A = 0,20 x 2,51 m2 = 0,502 m2