Die Renault Group, zu der neben der Kernmarke auch Alpine und Dacia gehören (nicht aber die Konzernpartner Nissan und Mitsubishi), gründet ein neues Produktionszentrum für Elektroautos in Nordfrankreich, die ElectriCity. Dazu schließen sich die Werke Douai, Maubeuge und Ruitz zusammen.

Vor dem Zusammenschluss mussten offenbar schwierige Verhandlungen mit den zahlreichen Gewerkschaften (CFDT, CFE-CGC, CFTC, CGT, FO und SUD) geführt werden. Mit diesen hat sich de Meo nun offenbar geeinigt. Wie der Deal genau aussieht, ist nicht bekannt, doch könnte er der alten Formel "niedrigere Löhne gegen sichere Arbeitsplätze" folgen.

Die ElectriCity soll eine der effizientesten Produktionsstätten für Elektrofahrzeuge in Europa werden. Der jährliche Ausstoß soll 400.000 Fahrzeuge im Jahr 2025 erreichen. Die drei Werke sollen dazu ein gemeinsames Management und ein einheitliches "Sozialmodell" erhalten. Zudem sollen die Betriebe modernisiert werden. Derzeit haben die drei Werke etwa 5.000 Mitarbeiter, bis 2025 sollen 700 weitere Stellen geschaffen werden.

Die ElectriCity gehört offenbar zum Renaulution-Programms von Renault-Group-Chef Luca de Meo. Kurz nachdem de Meo im Jahr 2020 die Führung übernommen hatte, betonte er laut Bloomberg gegenüber Gewerkschaftlern, wie wichtig ein neues Elektroauto für weniger als 20.000 Euro für Renault wäre. Dabei dürfte er den neuen Renault 5 im Blick gehabt haben, der 2023 auf den Markt kommen soll (und dessen Studie unser Titelbild zeigt).

Damit das Auto in Frankreich gebaut werden kann, müssen offenbar die Produktionskosten sinken, sonst könnte es (wie der Dacia Spring) in China gebaut werden, so offenbar die Befürchtung der Gewerkschaftler. Kostensenkungen sind auch wegen des happigen Verlusts von 8 Milliarden Euro nötig, den Renault für das Jahr 2020 meldete. Andererseits steht Renault (dessen größter Aktionär der französische Staat ist) unter politischem Druck, die Arbeitsplätze zu erhalten.

In Douai soll ab 2021 der Mégane E-Tech Electric auf der neuen Plattform CMF-EV entstehen. Auf der gleichen Plattform wird auch ein weiteres C-Segment-Fahrzeug beruhen, das ebenfalls in Douai gebaut werden soll. Dabei dürfte es sich um das für 2023 geplante Modell handeln (aber nicht den Nissan Ariya, denn Nissan gehört ja nicht zur Renault Group).

Produktplan vom Januar mit zwei Elektroautos im C-Segment, einem im B-Segment und leichten Nutzfahrzeugen, darunter wohl der 2022 startende Elektro-Kangoo

Außerdem sollen in Douai B-Segment-Fahrzeuge auf Basis einer neuen elektrische Plattform entstehen. Dabei könnte es sich um das für 2023 geplante Elektroauto handeln, womöglich den erwähnten, neuen R5.

In Maubeuge werden seit Jahren die baugleichen Hochdachkombis Renault Kangoo, Nissan NV und Mercedes Citan gefertigt; auch die Elektroversionen werden dort gebaut. Der neue Kangoo E-Tech Electric wird in der Pressemitteilung für das Jahr 2022 angekündigt. Darüber hinaus soll das Werk Maubeuge weitere Varianten des neuen Kangoo erhalten.

In Ruitz schließlich soll eine neue Fertigung für Elektro-Komponenten entstehen. Möglicherweise soll in der Nähe auch eine neue Batteriefabrik gebaut werden, doch die Formulierung von Renault ist so verschwurbelt, dass wir uns nicht sicher sind:

"Da die Nähe zu den Partnern der Gruppe eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg ist, wird die Renault Group daran arbeiten, die Vorteile einer Ansiedlung sowohl des Batteriefabrikprojekts als auch anderer Partner, die Komponenten für Elektrofahrzeuge herstellen, in der Nähe ihrer Fabriken aufzuzeigen." (Renault-Pressemitteilung)