Side-by-Side-Vehicles (SSV) sind einfache Offroadfahrzeuge, in dem zwei Personen nebeneinander Platz finden. Normalerweise werden sie von Verbrennern angetrieben, doch auf der Motorradmesse EICMA ist nun ein elektrisch angetriebenes SSV zu sehen: der Prototyp M-Two vom deutschen Hersteller Mandrill. Als Antrieb wird ihm der EMR3 von Vitesco eingepflanzt.
Der EMR3 des Regensburger Zulieferers Vitesco ist ein elektrischer Achsantrieb, der aus einem Permanentmagnet-Synchronmotor, einer Leistungselektronik (Inverter) und einem Untersetzungsgetriebe (Reducer) besteht. EMR3 steht für die dritte Generation des "Electronics Motor Reducer". Der EMR3 wird seit 2019 eingesetzt und ging schon in über 20 verschiedenen Fahrzeugen von europäischen und asiatischen Herstellern in Serie, so der Hersteller.

Mandrill M-Two: Der Prototyp wird schon als Testfahrzeug verwendet
Der Mandrill M-Two ist natürlich ein Allradler; deshalb kommen an Vorder- und Hinterachse jeweils ein EMR3 zum Einsatz. Das Steuergerät PDCU (Powertrain Domain Control Unit) stammt wie der EMR3 aus dem Pkw-Bereich. Für den Einsatz im M-Two wurde es weiterentwickelt.

Der EMR3 von Vitesco

Das dazugehörige Steuergerät PDCU
Der EMR3 ist skalierbar und mobilisiert bis zu 150 kW. Mit nur 76 Kilo und 40x35x55 cm ist er sehr leicht und klein. Zwischen Motor und Inverter kommt das System ganz ohne Stecker und Kabel aus, was auch zur Robustheit beiträgt.
Der EMR3 ist für Elektroautos gedacht, konnte aber unverändert in den M-Two übernommen werden. Allerdings wurde das Steuergerät PDCU angepasst, unter anderem mit speziellen Algorithmen fürs Drehmoment-Management. Da im M-Two zwei EMR3 zum Einsatz kommen, ist die Kommunikation zwischen PDCU, den beiden Motoren und der Batterie sehr komplex.
Dafür fällt der Antriebsriemen von herkömmlichen SSV weg. Der Allradler stellt seine maximale Leistung von 150 kW auch im reinen Heckantrieb zur Verfügung. Damit sprintet der Wagen in nur 2,3 Sekunden auf Tempo 100, bis zu 135 km/h sind möglich. Die 43-kWh-Batterie arbeitet mit 400 Volt und sorgt für eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern. Sie lässt sich in 30 Minuten auf 80 Prozent aufladen.
Eingeführt werden soll der wasserdichte Offroader (nach Norm IP67/69) zunächst in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ab 2025 will Mandrill (Eintrag bei Startbase) das Fahrzeug dann weltweit vermarkten, unter anderem in Nordamerika, dem Hauptmarkt für SSV. Dem Unternehmen liegen auch schon mehrere Anfragen von Rallye-Dakar-Teams vor.
Die Mandrill-Fahrzeuge müssen unter extremen Bedingungen funktionieren, so Firmenchef Heiko Bölstler: "ob bei minus 30 Grad im Skigebiet ausgestattet mit einem Raupensatz, in der Wüste bei 45 Grad oder beim Überwinden enormer Steigungen bei voller Beladung". Dafür würden die besten Komponenten am Markt ausgewählt, wozu auch der EMR3 gehöre.
Vitesco rechnet mit einem starken Wachstum bei elektrischen Offroad-Fahrzeugen wie SSVs oder auch UTVs. Diese Utility Task Vehicles sind SSVs, bei denen der Nutzwert im Vordergrund steht und die von Landwirtinnen, Jägern und anderen genutzt werden. Dementsprechend groß wird auch die Nachfrage nach Elektroantrieben sein, glaubt Torsten Bellon, der Verantwortliche von Vitesco.
Quelle: Vitesco