Wer einen Cybertruck testen darf, das hat Tesla-Chef Elon Musk wohl höchstpersönlich bestimmt: Sicher keine notorischen Nörgler, sondern Journalisten und Influencer, die genehme Berichte liefern. Mit diesem Vorurteil haben wir uns das Video von Jason Cammisa angesehen, und wir waren positiv überrascht.

Jason, der für den Youtube-Kanal des US-Autoversicherers Hagerty arbeitet, kann nicht nur photogen die Backen aufblasen, wenn er im Cybertruck beschleunigt, sondern er erklärt auch die Technik gut. Wir haben bei seinem knapp halbstündigen Video jedenfalls einiges gelernt. Und er ist durchaus auch kritisch.

Der Ford F-150 Lightning fährt zwar elektrisch, so Jason, aber er sieht aus wie amerikanische Pick-ups seit Jahrzehnten aussehen. Der Tesla Cybertruck dagegen sieht nach Zukunft aus, so Jason. Da hat er Recht; es ist nur die Frage, ob die Kundschaft das auch goutiert. Jason selbst sagt später, er sei sich nicht sicher, ob er das Design mag.

Unbestreitbar ist wohl die schiere Leistung des Cyberbeast von 630 kW und seine Sprintzeit von 2,6 Sekunden für 0-60 mph. Dass das Auto einen Porsche schlagen kann, hat Tesla schon beim Delivery Event mit diesem lustigen Video demonstriert:

 

Aber der Cybertruck fährt nicht wie ein Porsche, wie Jason mit einer Sequenz zeigt, in der das Auto in der Kurve deutlich nach außen wankt. Geradeaus schlägt der Cybertruck mit drei E-Motoren jedoch den 10 PS schwächeren Rivian R1T mit vier Elektromotoren um Längen, wie Jason demonstriert. Dabei ist auch die zum Beast Mode (dem Sportmodus des Cyberbeast) gehörende Videosequenz auf dem Touchscreen zu sehen.

Was man beim Rivian noch auf die geringere Leistung schieben könnte, trifft auf den 1.000 PS starken GMC Hummer EV Pick-up nicht mehr zu. Auch diesen schlägt der Cybertruck beim Quarter-Mile-Sprint deutlich. Das dürfte am hohen Gewicht des GM-Trucks liegen – der Hummer wiegt fast 4,3 Tonnen, während es beim Cybertruck "nur" drei Tonnen sind.

Rivian R1T ©2020 Jeff Johnson

Rivian R1T: 835 PS und 2,7 Tonnen

GMC Hummer EV

GMC Hummer EV: 1.000 PS, aber 4,3 Tonnen

Laut Jason gelten diese Verhältnisse nicht nur auf der Sonoma-Rennstrecke (mit ihrer mit VHT-Kunstharz auf hohe Traktion optimierten Oberfläche), sondern auch auf ganz normalen Straßen. Die offizielle Sprintzeit von 2,6 Sekunden (für 0-60 mph) wurde angeblich sogar mit halbvoller Batterie erreicht – normalerweise bieten Tesla-Fahrzeuge dann nicht mehr die volle Leistung.

Der Hummer sei mit seinem hohen Gewicht ein Musterbeispiel für Ineffizienz. Seine Batterie sei mit 246 kWh fast doppelt so groß wie die des Tesla; demnach bietet der Cybertruck rund 123 kWh. Zur Reichweite sagt Jason nichts, aber auch hier schneidet der Cybertruck nicht schlecht ab: Der Hummer schafft laut GMC-Website bis zu 381 Meilen, während der Cybertruck bis zu 340 Meilen fahren kann (oder 320 Meilen beim Cyberbeast).

Laut Jason besteht der Akku des Cybertruck aus 1.366 Stück von den 4680-Zellen, die Tesla selbst fertigt. Diese bieten nicht nur eine hohe Energiedichte, sondern wirken durch die eigene Produktion auch kostensenkend, so Jason. Von den drei Elektromotoren des Cyberbeast ist nur der vordere eine Permanentmagnet-Synchronmaschine, die hinteren sind Induktionsmotoren. So braucht man keine Kupplung, um sie zu entkoppeln, wenn nicht die volle Leistung gebraucht wird. Keine Kupplung bedeutet ebenfalls weniger Kosten.

 

Nach dem Video senkt sogar die 800-Volt-Architektur die Kosten, weil die Kabel weniger dick sein können. Nebenbemerkung von uns: Andererseits braucht man dafür auch teurere Motoren und Inverter. Ähnliches gilt für das 48-Volt-Netz, das beim Cybertruck für die anderen Verbraucher an Bord nutzt (vermutlich Klimakompressor, Touchscreen, Ladeflächen-Rollo und dergleichen).

Eine weitere Premiere ist laut Jason die Steer-by-Wire-Lenkung. Bei dieser Technik, an der auch Lexus arbeitet (wir haben schon ein Steer-by-Wire-Auto gefahren, den Lexus RZ) wird das Lenksignal elektronisch übertragen statt über eine Lenksäule. Die Vorderräder werden beim Cybertruck durch je einen Elektromotor gedreht, die Hinterräder (der Cybertruck hat ja Allradlenkung) durch einen dritten.

Jason sagt auch einiges zum Exoskelett, das extrasteife Träger überflüssig macht. Allerdings würde der Cybertruck mit seiner extrem harten Fronthaube einen europäischen Test in Sachen Fußgängersicherheit nicht bestehen, so der Kollege. Jason reißt sich auch Jacke und Haut an einem scharfen Karosserieteil auf – und sei es nur, um einen weiteren Kritikpunkt zu verdeutlichen.

Jason kritisiert auch, dass die Lenkung gewöhnungsbedürftig sei, und der fehlende Rückspiegel sei irritierend. Aber Alltagstauglichkeit wäre nicht die Messlatte für den Cybertruck. Das Auto wäre ein polarisierendes Status-Symbol, aber es ist eben auch ein bemerkenswertes Stück Technik, so Jason sinngemäß.  

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