Human Horizons, die Muttergesellschaft der Luxus-Elektrofahrzeugmarke HiPhi, hat Insolvenz in China angemeldet. Das Volksgericht der Wirtschafts- und Technologieentwicklungszone Yancheng hat dem Antrag auf Umstrukturierung am gestrigen 8. August stattgegeben.

Das Gericht stellte fest, dass Human Horizons unfähig sei, seine Schulden zu begleichen. Es gebe aber die Möglichkeit zur Umstrukturierung, berichtet CarNewsChina. Nun folgt eine sechsmonatige Phase, in der Human Horizons mit den Insolvenzverwaltern zusammenarbeiten muss. Dabei sollen die vorhandenen Vermögenswerte geschützt und mögliche Investoren herangeführt werden. Diese Phase kann bei Bedarf um drei Monate verlängert werden. Diese Phase gilt als letzter Versuch, den vollständigen Bankrott zu vermeiden.

HiPhi Y

Der HiPhi Y hat eine ähnlich spektakuläre Türkonstruktion wie der HiPhi X (auf unserem Titelbild)

Human Horizons wurde 2017 gegründet und brachte HiPhi als Luxus-Elektroauto-Marke auf den Markt. Als erstes Modell kam 2020 der HiPhi X auf den Markt (Bericht bei Motor1). Es handelte sich um ein 5,20 Meter langes SUV, das wegen seiner ungewöhnlichen Türkonstruktion als Konkurrent des Tesla Model X galt.

Seit Juni 2023 war das Modell auch in Deutschland bestellbar; die Preise begannen bei 109.000 Euro. Dafür gab es ein luxuriöses SUV mit einem 440 kW starken Allradantrieb und einer 97-kWh-Batterie für 460 km Reichweite.

HiPhi Z

Der HiPhi Z ist ein Gran Turismo

2022 wurde mit dem HiPhi Z ein zweites Modell präsentiert – ein Gran Turismo. 2023 folgte mit dem HiPhi Y ein günstigeres Elektro-SUV unterhalb des HiPhi X, das durch günstigere Preise den Umsatz vorübergehend steigerte. Der Y sollte 2024 nach Europa kommen. Auch ein Supersportler namens HiPhi A war geplant. Am Münchner Flughafen gab es seit Herbst 2023 eine Firmenpräsenz in nobler Umgebung. Viel Betrieb war in dem großzügigen Showroom allerdings selten.

Gebaut wurden die Autos (der X, der Y und der Z) etwa 1.000 Kilometer südlich von Peking an der chinesischen Ostküste. Das Werk in Yangcheng gehörte allerdings Kia; HiPhi hatte sich nur eingemietet, berichtet Auto Motor und Sport. 2023 setzte das Unternehmen weltweit weniger als 5.000 Fahrzeuge ab. In Deutschland wurden bislang noch überhaupt keine HiPhi-Neuzulassungen vom Kraftfahrt-Bundesamt gemeldet, was allerdings auch an den kleinen Stückzahlen liegen kann. 

Im Februar 2024 musste die Firma jedenfalls die Produktion seiner Fahrzeuge einstellen. Im April hieß es, Avatr (ein Joint Venture unter Führung von Changan) könnte HiPhi übernehmen. Auch die in den USA ansässige iAuto Group, die Regierung von Saudi-Arabien sowie die FAW Group wurden als potenzielle Retter gehandelt. Doch all diese Bemühungen führten bisher nicht zum Erfolg. Nun ist offenbar Schluss mit dem Unternehmen.

Unter dem Strich

Von Next.e.go bis Fisker, von Lightyear bis Sono: Die Liste der insolventen Elektroauto-Firmen ist lang. Dass es nun die chinesische Luxusmarke HiPhi erwischt, ist keine große Überraschung, denn Berichte über die Schwierigkeiten des Unternehmens gab es in den letzten Monaten immer wieder. Die derzeitige Nachfrageschwäche bei Elektroautos und vielleicht auch die wieder anziehenden Kapitalmarkt-Zinsen, die eine Investition in derartige Start-ups erschweren, dürften zu der Insolvenz beigetragen haben.