Das britische Nissan-Werk in Sunderland (bei Newcastle) feiert 35sten Geburtstag. Aus diesem Anlass rollt dort nun ein Nissan Bluebird mit Elektroantrieb vom Band, allerdings als Einzelstück. Das Auto ist eine Hommage an das erste in Sunderland gefertigte Nissan-Modell, den seit Juli 1986 gebauten Bluebird.

Bei dem Newbird, wie man die neue Version des 80er-Jahre-Klassikers kurzerhand getauft hat, wurden der Benziner und das Getriebe ausgebaut und durch Elektrokomponenten des Leaf ersetzt, der ebenfalls in Sunderland gebaut wird.

Bildergalerie: Nissan Bluebird als E-Auto (Nissan Newbird)

Der Umbau wurde von Kinghorn Electric Vehicles geleitet. Das Familienunternehmen sitzt nur wenige Kilometer von Sunderland entfernt in der Ortschaft Durham. Es hat sich auf die Umrüstung von Oldtimern auf Elektroantrieb spezialisiert. Hierfür werden es gebrauchte Motoren, Wechselrichter und Batterien des Nissan Leaf genutzt.

Eingebaut wurde die kleinere Batterie mit 40 kWh. Sie wurde auf Motorraum und den Kofferraum aufgeteilt – vermutlich aus Platzgründen, aber nebenbei ergibt sich so eine gute Gewichtsbalance.  Eine spezielle Aufhängung trägt das zusätzliche Gewicht.

Die Reichweite des nicht zugelassenen Prototyps wird auf rund 130 Meilen (209 Kilometer) geschätzt. Zum Vergleich: Die reichweitenstärkste Version des Leaf mit 40 kWh schafft 285 Kilometer nach WLTP-Norm. Welcher Elektromotor eingebaut wurde, teilt Nissan nicht mit. Der 110-kW-Motor aus dem 40-kWh-Leaf ist es wohl nicht, denn der Wagen braucht fast 15 Sekunden für den Normsprint – der Leaf mit 110 kW Antriebsleistung schafft das in 7,9 Sekunden.

Nissan Bluebird als Elektroauto-Umbau
Die Original-Instrumente wurden übernommen, das Plastik-Ambiente ist genauso kantig wie einst

Hinter der Tankklappe liegt nun ein Ladeanschluss. Der Akku kann allerdings nur mit maximal 6,6 kW aufgeladen werden. Die Instrumententafel wurde übernommen; hier wird nun auch der Ladestand der Batterie angezeigt. Auch Servolenkung, Bremsen und Heizung wurden überarbeitet und auf den elektrischen Betrieb ausgelegt.

Das kantige 80er-Jahre-Design des Originals wurde mit einer Folierung versehen, die mit ihren poppigen Farben dem Geschmack der damaligen Zeit entsprechen soll. Im Stand heben zudem LED-Lichter die Motorhaube hervor.

Das Nissan-Werk Sunderland gehört zur 1984 gegründeten Firma Nissan Motor Manufacturing UK (NMUK). Das Werk wurde 1986 im Beisein der britischen Premierministerin Margret Thatcher eröffnet. Als erstes Modell lief dort der Nissan Bluebird vom Band. Ihm folgten bis 1990 insgesamt 187.178 weitere Bluebird und später Modelle wie der Primera und der Micra.

Heute werden in Sunderland neben dem Leaf der Qashqai, der Juke sowie der Infiniti Q30 und QX30 gebaut. Ab 2025 soll in Sunderland der Nachfolger des Leaf produziert werden. Die Akkus dafür sollen aus einem neuen Batteriewerk von Envision AESC kommen, das in Sunderland errichtet wird. Dort soll bis Mai 2022 auch ein Park mit Windrädern und Photovoltaik entstehen. Damit deckt das Werk dann immerhin 20 Prozent seines Energiebedarfs aus regenerativen Quellen.