Am vergangenen Dienstag brachte Citroen einen veritablen Kracher: Der neue e-C3 wurde vorgestellt, ein neues Elektroauto für 23.300 Euro. Damit wird der Wagen zu den günstigsten Modellen auf dem Markt gehören.
Aber ist der Citroen e-C3 nur ein Billigheimer? Ist er besser gemacht als der Dacia Spring? Wir haben in dem Wagen schon mal Platz genommen und berichten von unseren Eindrücken.
Maße und Außenoptik
Der Neuling hat mit 4,01 Meter etwa die Länge des Jeep Avenger, ist mit 1,57 Meter aber drei Zentimeter höher. Technische Basis ist nicht wie beim Avenger eCMP, sondern die neue Smart Car Platform. Den Achsabstand hat Citroen nicht mitgeteilt; wir haben einfach mit dem Maßband gemessen: Der Radstand beträgt 2,54 Meter, genau wie bei dem indischen C3, der ebenfalls auf dieser Plattform basiert. Übrigens: Nach Medienberichten soll die Smart Car Platform von CMP bzw. eCMP abgeleitet sein.
Unter anderem wird ein wunderbares Rot angeboten
Die Optik des Neulings ist unserer Ansicht nach gelungen. Kollegen, denen das Besondere wichtiger ist als das Gefällige, monierten eine gewisse Beliebigkeit. Und in der Tat: Ohne die Logos hätten wird das Auto nicht als Citroen erkannt. Unter anderem fehlen die bis vor Kurzem noch so hochgejubelten Airbumps (wie sie der e-C4 noch besitzt).
Eine nette Idee sind die Farbstreifen am Frontspoiler und an der C-Säule: Sie lassen sich mit einem Tool austauschen, so dass man zum Beispiel bei der Fußball-WM die Nationalfarben installieren kann.
Citroen zeigte es mit der Trikolore; ob es mit der längs gestreiften Deutschlandfahne auch so gut aussieht, muss erst noch erprobt werden, heißt es. Ansonsten fällt außen das neue, ovale Markenlogo auf, das schon am Citroen Oli prangte. Ansonsten übernimmt der e-C3 eigentlich nur die Lichtsignatur von der Studie.
Bei der Enthüllung in Paris wurden vier Prototypen gezeigt, drei E-Autos und ein Verbrenner. Denn auch mit Benziner wird es das Auto geben. Alle Fahrzeuge hatten Scheibenbremsen rundum; ob das in der Serie auch so ist, ist offen – viele günstigere E-Autos haben hinten nur Trommelbremsen. Ein Citroen-Sprecher sagte uns, man sollte die Details bei den Prototypen nicht überbewerten; sie entsprächen nicht immer der Serie.
Die Türen öffnen und schließen vernünftig, die Heckklappe wirkt dagegen etwas leicht und wenig solide. Das gleiche gilt für die Ladeklappe. Darunter kommt ein CCS2-Port zum Vorschein, aber ohne Verschlussstöpsel – beim Laden per Typ-2-Stecker könnte da vielleicht Regenwasser eindringen. Zumindest einer der Prototypen hatte ein Zündschloss mit Schlüssel, aber auch das dürfte in der Serie anders sein.
Antrieb, Batterie und Aufladen
Für den Antrieb sorgt ein 83-kW-Elektromotor, bei dem es sich um einen Permanentmagnet-Motor von Nidec handelt, wie wir auf der Veranstaltung erfuhren. Diese französische Firma stellt (in einem Joint Venture mit Stellantis) auch den neuen Hybrid-Synchronmotor mit 115 kW her. Mit den 83 kW dauert der Tempo-100-Sprint etwa 11 Sekunden; die Höchstgeschwindigkeit wird bei 135 km/h erreicht. Schneller fährt man mit einem E-Auto normalerweise sowieso nicht.
Dazu gibt es einen 44-kWh-Akku, der erstmals im Stellantis-Konzern eine Lithium-Eisenphosphat-Chemie (LFP) hat. Das dürfte den Preis der Batterie senken und ist wohl ein Grund für den günstigen Fahrzeugpreis. Damit ergeben sich die erwähnten 320 km Reichweite.
Aufgeladen wird serienmäßig mit bis zu 100 kW, womit man den Akku in 26 Minuten von 20 auf 80 Prozent bringen soll. Eine unübliche Angabe für die Ladedauer, die meist für 10-80% angegeben wird. Aber in der Praxis werden viele Batterien wohl auch nicht weiter geleert als bis 20 Prozent, zumal auf Langstrecke in unbekannter Umgebung. Damit ist das Auto jedenfalls auch für längere Etappen tauglich.
Für Wechselstrom ist serienmäßig nur ein 7-kW-Lader an Bord; damit dürfte man nur ein- oder zweiphasig laden können; vermutlich liegt die Ladeleistung in Deutschland deshalb nur bei 4,6 kW – das ist die Grenze der so genannten Schieflastverordnung.
Cockpit
Die wichtigsten Fahrdaten zeigt der e-C3 auf einem zeilenförmigen Display an. Vom Fahrersitz her sieht man es über dem kleinen Lenkrad (wie auch beim Peugeot E-208 und E-2008). Technisch handelt es sich um eine Projektion: Die Inhalte werden von unten auf eine Scheibe projiziert. Für den "User" sieht es jedoch aus wie ein ganz normales Display.
Ansonsten gibt es zwei Ausstattungen: Als e-C3 You für besagte 23.300 Euro hat das Auto nur eine Smartphone-Halterung in der Mitte. Offizielle Bilder dazu gibt es noch nicht, aber auf der Citroen-Website zum You kann man sich einen Eindruck verschaffen.
Zur Navigation dürfte Google Maps auf dem Handy ausreichen; wir erinnern uns an eine Testfahrt mit dem VW Up GTI, der die gleiche Lösung besaß, und bei der das prima klappte. Ob man das Smartphone auch waagerecht stellen kann wie beim Up, ist noch unklar. Offen bleibt auch, wie man ohne Touchscreen Radio hören kann.
Das Infotainmentsystem unseres e-C3 Max war offensichtlich noch nicht fertigprogrammiert. Am Touchscreen konnte man zwar den Hauptscreen, die Navigationskarte und einen Bildschirm für die Medienwiedergabe aufrufen, aber noch keine Detail-Einstellungen, zum Beispiel für den maximalen Ladestand. Auch sah das Ganze völlig anders aus als auf den Pressebildern:
So bunt soll das Infotainment wohl einmal aussehen
Innen hatte unser Prototyp nicht weniger als vier USB-C-Anschlüsse, zwei vorne und zwei im Fond. Die Materialqualität war ordentlich; über Hartplastik in den unteren Bereichen muss man auch in höheren Klassen hinwegsehen. Die Klimaanlage wird über physische Tasten eingestellt (wohl auch weil der You keinen Touchscreen hat). Positiv auch: Anders als der Volvo EX30 und VW ID.3 hat der neue Elektro-Citroen für vier Fensterheber auch vier Knöpfchen:
Physische Tasten für die Klimaanlage
4 Knöpfe für 4 Fensterheber
Die Rekuperation lässt sich offenbar wie bei den eCMP-Fahrzeugen zweistufig einstellen. Am Getriebe-Wahlschalter gibt es dafür eine C-Taste:
Der Automatik-Wahlschalter mit dem C-Modus (für geringe Rekuperation)
Gefragt, wofür das C steht, hieß es, damit würde die starke Rekuperation deaktiviert. Hier hat der Stellantis-Konzern die Logik umgestellt: Bei den bisherigen E-Autos (zum Beispiel dem Opel Corsa Electric) gab es eine B-Taste für eine stärkere Rekuperation. Diese ist nun standardmäßig aktiviert; über die neue C-Taste lässt sich eine leichtere Stufe (oder gar ein Segeln) aktivieren.
Fond und Kofferraum
Im Fond hat der 1,76 Meter große Autor dieses Berichts mehr als genug Kopffreiheit; die Kniefreiheit ist gering, aber wegen der Formgebung der Vordersitzlehnen ausreichend; die Knie stehen dabei etwas in die Höhe.
Die Heckklappe schwingt genügend weit nach oben auf. Der Kofferraum ist mit 310 Litern allerdings nur wenig größer als beim 30 Zentimeter kürzeren Dacia Spring; das Maximalvolumen des e-C3-Stauraums wurde noch nicht verraten. Ein Nachteil ist jedenfalls die hohe Schwelle am Eingang des Kofferraums.
22 cm hohe Schwelle am Eingang des Kofferraums
Marktstart und Preis
Auf den Markt kommt der Citroen e-C3 im Frühjahr 2024. Die Preise beginnen wie erwähnt bei 23.300 Euro. Auf der Citroen-Website steht im Kleingedruckten derzeit noch: "Im Anschaffungspreis ist der Herstelleranteil des Umweltbonus in Höhe von 1.500,00 € (brutto) bereits berücksichtigt." Doch das ist laut Presseabteilung ein Fehler. Der Preis gilt vor jeder Förderung und inklusive Mehrwertsteuer. Der Umweltbonus fällt im nächsten Jahr bekanntlich niedriger aus, aber man darf gedanklich immerhin noch 3.000 Euro vom Bund und 1.500 Euro plus Mehrwertsteuer vom Hersteller abziehen, insgesamt also 4.765 Euro. Dann bleiben 18.535 Euro.
Die Version Max mit Touchscreen kostet laut deutscher Vorbestellungsseite von Citroen 27.800 Euro vor Prämien. Inklusive ist hier eine reichhaltige Serienausstattung, darunter Rückfahrkamera und Zwei-Zonen-Klimaautomatik. Interessant sind die vom Hersteller angekündigten Leasingraten unter Einrechnung aller Prämien: 99 respektive 175 Euro über zwei Jahre Laufzeit mit 10.000 Kilometer Fahrleistung im Jahr.
Citroen e-C3: 4,01 m lang, 83 kW und 320 km Reichweite, ab 23.300 Euro
Dacia Spring: 3,73 m lang, 33 kW und 230 km Reichweite, ab 22.750 Euro
Fazit
Alles in allem ist Citroen eine perfekte Überraschung gelungen; um den Markterfolg ist uns nicht bange. Wir vermuten, dass der e-C3 äußerst begehrt sein wird. Probleme mit der Verfügbarkeit soll es laut Citroen aber nicht geben.
Zu den Hauptkonkurrenten dürfte der Dacia Spring Electric gehören, den es (mit weniger Power und 100 km weniger Reichweite) ab 22.750 Euro gibt, also für rund 500 Euro weniger. Dass der Citroen das bessere Angebot ist, dürfte klar sein. Volkswagen dürfte sich ärgern, dass der französische Hersteller schon anderthalb Jahre früher dran ist: Der VW ID.2 für 25.000 Euro soll angeblich erst Ende 2025 starten. Dann aber will Citroen schon eine 20.000-Euro-Version mit 200 km Reichweite nachschieben ...