Verspätet, aber doch: Die Produktion des großen Elektro-SUVs von Volvo hat begonnen. Im US-amerikanischen Charleston lief nun das erste Exemplar des EX90 vom Band. Die Auslieferungen beginnen "in der zweiten Jahreshälfte", schreibt Volvo, das heißt irgendwann zwischen Juli und Dezember. 

Vorgestellt wurde der Volvo EX90 schon im November 2022; er sollte im Jahr 2023 auf den Markt kommen. Die Verspätung um etwa ein halbes bis ein Dreivierteljahr ist darauf zurückzuführen, dass die Software nicht fertig wurde. Dasselbe Schicksal traf den Polestar 3, der ebenfalls auf der Scalable Product Architecture 2 (SPA2) basiert.

Bildergalerie: Volvo EX90 (Produktion)

Das Werk in Charleston (South Carolina) ist das erste von Volvo in den USA; es wurde im Sommer 2018 eröffnet. Um die Fabrik zukunftsfest zu machen, hat Volvo in den vergangenen Jahren umfassend investiert: Karosseriebau und Lackiererei wurden erneuert und erheblich erweitert, eine neue Fertigungslinie für Batteriepacks eingerichtet.

In Charleston können insgesamt bis zu 150.000 Fahrzeuge gefertigt werden. Neben dem EX90 läuft dort aber auch die Verbrenner-Limousine S60 für die ganze Welt vom Band. Der Polestar 3 dagegen wird nicht in Charleston gebaut, sondern in einem Werk im nahe gelegenen Ridgeville (ebenfalls South Carolina), außerdem im chinesischen Chengdu.

Mit dem Volvo EX90 bringt der schwedische Hersteller nach dem EX40/C40 und dem EX30 sein drittes Elektroauto auf den Markt. Es handelt sich um ein 5,04 Meter langes und 1,74 Meter hohes SUV mit bis zu sieben Sitzen. Beim Antrieb hat man die Wahl zwischen einem 205 kW starken Heckantrieb und einem Allradantrieb mit entweder 173 & 127 oder 180 & 200 kW. Volvo zählt die Leistung der zwei Motoren nicht zusammen, was darauf schließen lässt, dass die Systemleistung geringer als 300 bzw. 480 kW ist. Ursprünglich wurden für beide Allradler die gleichen Motorleistungen kommuniziert (180 & 120 kW).

Während die Basisversion eine 101-kWh-Batterie erhält, bekommen die beiden Allradler einen minimal größeren Akku mit 107 kWh netto. Die Maximalreichweite beim EX90 liegt bei 600 km nach WLTP.

  EX90 Single Motor EX90 Twin Motor EX90 Twin Motor Performance
E-Motor vorne - 173 kW / 420 Nm (PSM) 180 kW /420 Nm (PSM)
E-Motor hinten 205 kW / 490 Nm (PSM) 127 kW / 350 Nm (PSM) 200 kW / 490 Nm (PSM)
0-100 km/h / Spitze 8,4 Sek. / 180 km/h 5,9 Sek. / 180 km/h 4,9 Sek. / 180 km/h
WLTP-Verbrauch 19,9 kWh 20,4-20,9 kWh 20,7-21,1 kWh
Akku brutto/netto 104 / 101 kWh 111 / 107 kWh 111 / 107 kWh
WLTP-Reichweite 580 km 585-600 km 580-590 km
Max. Ladeleistung AC/DC 11 / 250 kW 11 / 250 kW 11 / 250 kW
DC-Ladedauer DC
(10-80%)
30 min 30 min 30 min
DC-Ladegeschwindigk. 2,4 kWh/min 2,5 kWh/min 2,5 kWh/min
Basispreis Fünfsitzer 83.700 Euro (Core) - -
Basispreis 6- und 7-Sitzer 86.000 Euro (Core) 91.700 Euro (Core) 96.800 Euro (Core)

Bei der größeren Batterie ist auch die Ladeleistung mit Gleichstrom höher (250 statt 235 kW). Trotz der hohen Ladeleistungen handelt es sich um ein 400-Volt-System. Die Ladezeit gibt Volvo mit 29 Minuten bzw. 30 Minuten an (beides für 10-80%). Daraus errechnet sich eine Ladegeschwindigkeit von 2,4 bzw. 2,5 kWh/min – damit liegt der Volvo weit vorne für ein 400-Volt-System. Zum Vergleich: Der VW ID.3 GTX erreicht 2,1 kWh/min, der Jeep Wagoneer S fast 2,5 kWh/min.

Die Preise beginnen bei knapp 84.000 Euro. Alternativ gibt es ein Abonnement, bei dem man mindestens 999 Euro pro Monat (bei 3 Jahren Laufzeit) zahlt. Damit sind alle Kosten außer Verbrauchsmaterialien sowie Strom abgedeckt – von Service und Wartung bis zu Versicherung und Kfz-Steuer.

Zu den Konkurrenten des Volvo EX90 gehört konzernintern der Polestar 3. Zu den weiteren Rivalen zählen der Mercedes EQE SUV, der Audi Q8 e-tron und der BMW iX. Die günstigere Allradversion haben wir bereits mit der Konkurrenz verglichen. Hier eine kleine Vergleichstabelle für den erst im Januar angekündigten Hecktriebler (deutlich bessere Werte gefettet):

  Volvo EX90
Single Motor
Mercedes EQE SUV 350+ Audi Q8 e-tron

BMW iX
xDrive40
Länge/Höhe 5,04 m / 1,74 m 4,86 m / 1,69 m 4,92 m / 1,63 m 4,95 m / 1,70 m
Kofferraum
(5 Sitze)
669-1.955 Liter 580-1.675 Liter 569 Liter (Maximalwert k.A.) 500-1.750 Liter
Antrieb RWD 205 kW RWD 215 kW AWD 250 kW AWD 240 kW
0-100 km/h 8,4 Sek. 6,7 Sek. 6,0 Sek. 6,1 Sek.
Höchstgeschw. 180 km/h 210 km/h 200 km/h 200 km/h
WLTP-Verbrauch 19,9 kWh 17,7-20,9 kWh 19,5-23,7 kWh 19,4-21,4 kWh
WLTP-Reichweite bis 580 km bis 628 km bis 491 km bis 435 km
DC-Ladedauer
(10-80%)
30 min 32 min 28 min 31 min
DC-Ladegeschw. 2,4 kWh/min 2,1 kWh/min 2,2 kWh/min 2,2 kWh/min
Preis 83.700 Euro 86.811 Euro 75.900 Euro 77.300 Euro

Beim Audi und BMW haben wir Allradler als Vergleichskandidaten aufgeführt, weil es keine 2WD-Versionen gibt; dennoch sind die Preise hier sogar niedriger als bei den Hecktrieblern. Dafür sind die Reichweiten deutlich niedriger.

Aus den Fettungen ergibt sich, dass der Volvo als längstes Modell auch den größten Kofferraum hat. Die vergleichsweise geringe Leistung führt hier aber zu einem deutlich schlechteren Sprintwert. Beim Verbrauch kann der EX90 mithalten, bei der Reichweite ist er dem Mercedes unterlegen. Dafür lädt der Volvo deutlich schneller. Preislich liegt der Volvo auf Augenhöhe mit dem deutlich kleineren, aber bei Sprint und Reichweite überlegenen Mercedes.

Unter dem Strich

Mit dem EX90 hat Volvo nun drei Elektro-SUVs im Programm. Limousinen und Kombis dagegen fehlen noch vollständig. Vermutlich liegt das an der Batterie, durch die ein Auto normalerweise höher wird. Allerdings sind die Grenzen ja fließend: Der EX30 ist nicht höher als der VW ID.3. Und der VW gilt als fünftürige Kompaktlimousine, während der EX30 von Volvo als SUV eingestuft wird – unter anderem wegen der höheren Sitzposition.  

Bildergalerie: Volvo EX90 (2023)